Weihnachten einmal anders: Saurer Fisch unter dem Mangobaum
Stellen Sie sich vor, es ist Weihnachtszeit ... und keiner sudert.
Freilich, in Wien ein gewagtes Experiment, hat das Jammern doch schon den Status lieb gewonnenen Brauchtums.
Eingeläutet wird die Saison traditionell mit Jammern über den Christbaum auf dem Rathausplatz („so eine schiache Staud’n“). Darauf folgt das Klagen über den Konsumwahn („so viel Klumpert“), die überlaufenen Christkindlmärkte („so eine Drängerei“) sowie die Qualität der dort angebotenen Getränke („so ein Gschlader“). Zusammengefasst: Alles ist zu viel, zu laut, zu stressig.
Doch alle von der Weihnachtszeit Entnervten könnten sich an Bräuchen aus anderen Ländern orientieren: Wer etwa am Übermaß an Kitsch leidet, werfe einen Blick in die USA. Dort gibt es im Mittleren Westen den Brauch, unter anderem eine schlichte, grüne Gurke auf den Christbaum zu hängen. Aufgrund ihrer Farbe ist sie dort gut getarnt – wer sie findet, dem steht angeblich ein Jahr lang Glück ins Haus.
Fest ohne Völlerei
Wer wiederum Gewichtszunahme fürchtet, könnte ein Weihnachtsmahl nach isländischer Tradition zubereiten: Dort wird fermentierter Rochen serviert. Die Gefahr der Völlerei droht in dem Fall wohl kaum.
Und wer von den vielen Nadeln auf dem Wohnzimmerteppich entnervt ist, findet möglicherweise Inspiration bei den Indern: Die schmücken gerne Mangobäume oder Bananenstauden mit Kerzen und Christbaumkugeln.
Denn ehrlich: Weihnachten nicht zu feiern, ist auch keine Alternative. Auf diese Idee kamen bereits strenggläubige Puritaner im England des 17. Jahrhunderts, die das Weihnachtsfest gar verboten haben, da es als heidnisch und zu ausschweifend galt.
Gerade in Wien zeigt uns der Herbst gerne seine schlechteste Seite; es ist kalt, finster und grau. Da können ein bisschen Kitsch, Glitzer und Glühwein nicht schaden. Und wenn das nichts hilft, lenken wir uns halt mit ein bisschen Sudern ab.
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