Warum man auf grantige Wiener in freier Wildbahn trifft

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Laut einer Umfrage sind die Wiener ziemlich unbeliebt. Daher wäre es an der Zeit, den legendären Grant zum Welterbe zu erheben.
Johanna Kreid

Johanna Kreid

Uns Wienern kann man ja einiges nachsagen – dass wir in den anderen Bundesländern übertrieben beliebt wären, jedoch nicht. Jüngst erhob das Meinungsforschungsinstitut OGM, welche Bundesländer den Österreichern am sympathischsten sind. Auf Platz eins landen die Salzburger. Den letzten Platz – Sie ahnen es – belegen wir Wiener. Laut Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer liege dies mitunter am Großstadtfaktor („wo die Oberg’scheiten sitzen“) sowie am typischen Wiener Grant („der Tiroler ist kantig, der Wiener ist grantig“).

Da stellt sich die Frage: 2024 wurde die Würstelstandkultur zum immateriellen Kulturerbe ernannt – warum eigentlich nicht unser legendärer Grant? Was der Würstelstand kann, kann der Grant schon lang.

Die Würstelstände, so informiert die UNESCO auf ihrer Website, seien prägend für das Stadtbild sowie für den Sprachgebrauch und sorgten für eine ungezwungene Atmosphäre.

Wer morgens die Gesichter in der U-Bahn studiert, wird erkennen: Der Grant prägt das Stadtbild mindestens ebenso. Und den Sprachgebrauch sowieso: Für das Äußern von Übellaunigkeit haben wir mannigfaltige Namen. Wir granteln nicht nur, wir sudern, matschkern und raunzen auch gerne. Und was könnte für ungezwungenere Atmosphäre sorgen als ein herzhaftes „Wos wüsd?“

Der Würstelstand, so die UNESCO weiter, sei zudem oft Gegenstand künstlerischer Arbeiten. Nun, kein Edmund „Mundl“ Sackbauer, ja kaum ein Wiener Lied („Olle Menschen samma z’wida“) wäre ohne Grant vorstellbar.

Traurigerweise ist der Würstelstand aber eine gefährdete Art: Gab es um 2010 noch 500 in Wien, sind es mittlerweile nur noch 120. Darum sollen „Erhaltungsmaßnahmen ... eine langfristige Erhaltung der Würstelstandkultur ermöglichen“.

Wenn Sie demnächst einen grantigen Wiener in freier Wildbahn treffen: Wir arbeiten am langfristigen Erhalt des Grants und setzen uns für seine Aufnahme ins Weltkulturerbe ein.

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