"Kinder sollen Platz zum Kindsein haben"
Roland Reisinger befand sich am Westbahnhof am Weg zu seiner Universität in Krems, als ihm ein junges Paar auffiel. Die beiden saßen am Boden und verteilten Stofftiere und Spielzeug an die Kinder von geflohenen Familien. Als das Paar aufbrechen musste, entschloss sich der 39-Jährige kurzerhand ihre Tätigkeit zu übernehmen. "Mir ist es einfach wichtig, dass die Kinder Platz haben zum Kindsein. Außerdem ist es eine Entlastung für die Eltern, wenn wir für eine Weile auf ihre Kinder aufpassen", sagt Reisinger.
Seit zwei Wochen ist er nun jeden Tag von zehn Uhr vormittags bis in die Nacht am Westbahnhof. Er betreut dort mit einer Gruppe von Freiwilligen den "Kids Corner". Hier können die Kinder beim Malen und Spielen auf andere Gedanken kommen. Um die Organisation zu erleichtern, gibt es auch die Gruppe "Kids Corner Westbahnhof" auf Facebook.
Momentan sind es vor allem Pädagogen, die sich an der Initiative beteiligen. "Wir sind aber immer noch auf der Suche nach kreativen, künstlerischen Menschen wie Musikern, die sich mit den Kindern beschäftigen wollen," sagt Reisinger. "Hier ist mir erst aufgefallen, dass man sich über Musik auch mit den Kindern verständigen kann, ganz ohne Kenntnis ihrer Sprache." Wegen des Ausnahmezustandes am Bahnhof müssen die Helfer dynamisch agieren: die Kooperation mit der ÖBB verlief meistens problemlos. Die ÖBB Lounge beim Ausgang Felberstraße wurde für den Kids Corner zur Verfügung. Reisinger freut sich über jede Unterstützung von Sach- oder Zeitspenden.
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