Stadtentwicklungsplan für Wien: Spagat zwischen Grün und Wohnbau

Stadtentwicklungsplan für Wien: Spagat zwischen Grün und Wohnbau
SPÖ und Neos legten „Wien-Plan“ für die kommenden zehn Jahre vor. Grünraum in der Stadt darf 50 Prozent nicht unterschreiten.

Der Ort sei perfekt gewählt, sagte Selma Arapović, Planungssprecherin der Wiener Neos, bei der Präsentation des Stadtentwicklungsplans 2035. Diese fand im Juwel im 15. Stock des Media Towers statt – mit Rundumblick auf die Stadt. Zu sehen sind Wohnbauten, die Donau, Geschäfte, Straßen und Grünraum. „All das, was Stadtentwicklung ausmacht“, so Arapović.

Die Eckpunkte der Strategie, genannt Wien-Plan, skizzierten Bürgermeister Michael Ludwig, Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ), Planungsdirektor Thomas Madreiter und eben Arapović gemeinsam.

Die Ausgangslage liegt dabei auf der Hand. Die Stadt wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, für 2040 sind mehr als 2,2 Millionen Einwohner prognostiziert. „Gleichzeitig müssen wir aufgrund unserer geografischen Lage davon ausgehen, dass es in Wien immer heißer werden wird“, erklärte Ludwig.

Schutz von Grünflächen

Trotz des Bedarfs an Wohnungen und Arbeitsplätzen lege man darum auch fest, dass der Grünraumanteil in Wien von mindestens 50 Prozent erhalten bleiben muss, so Sima. Grünflächen, die bisher nicht als Verbauungsgebiet vorgesehen waren, werden auch „künftig nicht angepatzt“.

Im Plan werden zudem keine neuen größeren Entwicklungsgebiete ausgewiesen, derzeit gäbe es laut Madreiter ausreichend davon, etwa in der Seestadt, in Rothneusiedl oder am Nordwestbahnhof. Für ein Plus von rund 200.000 Menschen in der Stadt sei man gut aufgestellt, auch zusätzliche 50.000 könnte man berücksichtigen. Erst bei einer weiteren Überschreitung seien Planungsänderungen nötig.

Neu ist, dass man „Wiener Gartenstraßen“ schaffen möchte. Die sollen vor allem im dicht verbauten Gebiet zum Einsatz kommen und dort verkehrsberuhigte und begrünte Abschnitte etablieren.

Vor einer Skyline mit sehr vielen hohen Hochhäusern muss man sich nicht fürchten: „Hochhäuser sind teuer, das steht im Widerspruch zu dem Anspruch, leistbaren Wohnraum zu schaffen“, so Madreiter auf Nachfrage. Ein Hochhauskonzept für Wien werde kommen, dieses gehe sich vor der Wien-Wahl am 27. April allerdings nicht mehr aus.

Pochen auf Verbindungsbahn

Gepocht wird auch auf den weiteren Ausbau des S-Bahnrings, derzeit warten ÖBB und Stadt darauf, dass das Bundesverwaltungsgericht entscheidet, ob die dafür notwendige Verbindungsbahn in Hietzing realisiert werden kann – der KURIER berichtete.

Kritik, dass man bei der Erstellung des Plans zu wenig Input von außen zugelassen hätte, will der Planungsdirektor nicht gelten lassen. Man habe sich mit allen Playern ausgetauscht. Die Wiener ÖVP sieht das in einer Aussendung anders: „Anstatt den kommenden Stadtentwicklungsplan offen und transparent zu diskutieren bzw. zu erarbeiten, wurde dieser wieder einmal im stillen Kämmerlein entwickelt“, so Planungssprecherin Elisabeth Olischar. Sie ortete zwar „durchaus positive Punkte“, wolle die Strategie trotzdem genau analysieren.

Rot-pinke Einigkeit

Der Termin war geprägt von Einigkeit – herzliche Glückwünsche von Ludwig an Arapović, die zur Klubchefin der Stadtpinken aufsteigt (siehe unten), blieben ebenfalls nicht aus. Ob eine derart harmonische Pressekonferenz mit einer Zehnjahresstrategie kurz vor der Wahl eine Bewerbung für eine Fortführung der SPÖ-Neos-Regierung sei? Stadtentwicklungspläne werden seit 1984 regelmäßig erstellt, antwortete Sima diplomatisch – und sei eigentlich „überparteilich“. Beschlossen werden muss der Plan jedenfalls noch im Gemeinderat.

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