Wien-Wahl: Grüne wollen 17 neue Tramlinien und 9 bestehende ausbauen

Wien-Wahl: Grüne wollen 17 neue Tramlinien und 9 bestehende ausbauen
Die Grünen haben ihr Wahlprogramm vorgestellt. Man will 35.000 leistbare Wohnungen und 100.000 neue Bäume schaffen.

Knapp eine Woche nach dem Wahlkampfauftakt präsentierten die Parteichefs Judith Pühringer und Peter Kraus im Volksgarten ihr Wahlprogramm. "Auf 100 Seiten sind alle politisch relevanten Themen dieser Stadt abgebildet", sagt Spitzenkandidatin Pühringer. 

Es gehe bei der jetzigen Wahl um die Frage, in welche Richtung sich Wien weiterentwickeln soll. "Wollen die Wähler Stillstand mit den Neos, eine Rückkehr in die Beton-Vergangenheit oder mutige Entscheidungen mit den Grünen?", so Pühringer.

Man hoffe, mit dem Programm auch Wechselwähler dazu zu motivieren, dieses Mal ihr Kreuz bei den Grünen zu machen, hieß es. Rot-Pink habe eine Misere, etwa im Bildungsbereich, hinterlassen, beklagten sie. "Der Stadtregierung fehlt der Mut für große Ideen und Projekte", hielt Pühringer fest.

"U-Bahnen sollen alle zwei Minuten fahren"

Der Fokus soll auf den Themen Bildung, Gesundheit, Umweltschutz, Klima, Verkehr, Kultur und Soziales liegen. Betont wurde erneut der Öffi-Ausbau: "Die Straßenbahnlinien in Wien sollen um ein Drittel ausgebaut werden, mit 17 neuen Tramlinien bzw. der Verlängerung von neun Linien, mit Fokus auf die schlecht versorgten Außenbezirke", kündigte Pühringer an. 

Ziel sei, dass die Bim alle drei Minuten, die U-Bahnen alle zwei Minuten und Busse alle fünf Minuten verkehren. 

Drohender Personalmangel

Auf die Frage, wie der Öffi-Ausbau angesichts des drohenden Personalmangels und der Pensionierungswelle bei den Wiener Linien umgesetzt werden sollte, antworte die grüne Spitzenkandidatin, dass "man die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern müsse". 

Exemplarisch wurde heute auch die Forderung nach knapp 100.000 neuen Bäumen bis 2030 für Wien hervorgestrichen. Die Zahl ergibt sich daraus, dass für jedes Kind, das in Wien zur Welt kommt, ein Baum gepflanzt werden soll - also rund 18.000 pro Jahr.

35.000 neue leistbare Wohnungen

Ein weiterer Punkt im Wahlprogramm bezieht sich auf leistbares Wohnen: In den kommenden fünf Jahren, also in der anstehenden Legislaturperiode, sollen 35.000 Wohnungen errichtet werden. Um dies zu finanzieren, soll die Wohnbauförderung wieder zweckgebunden werden. Derzeit fülle die Förderung nur das Wiener Budgetloch. Errichtet werden soll leistbarer Wohnbau, wird betont.

Forderung nach Waffenverbot

Die Grünen setzen sich auch für ein Waffenverbot im öffentlichen Raum ein. "Gewalt darf keinen Platz haben. Es ist dabei egal, ob es sich um Neonazis oder islamistische Hassprediger handle", sagte Kraus und verwies auch auf die jüngsten rechtsradikalen Angriffe auf homosexuelle Männer. Der Grünen-Chef bedankte sich dabei auch ausdrücklich bei der Polizei für die jüngsten Ermittlungen im Zusammenhang mit dem rechtsextremen Netzwerk.

Wie die Pläne finanziert werden sollen

Das Budget für die grünen Forderungen soll unter anderem durch Verzicht auf Ausgaben in anderen Bereichen lukriert werden. Bekräftigt wurde heute etwa die vergangene Woche im Gemeinderat geäußerte Kritik an der geplanten Eventhalle. Vor allem die Zahlungen der Stadt - der Betreiber soll mehr als 150 Mio. Euro erhalten - sind den Grünen ein Dorn im Auge.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Grünen stehen für die Grüne Alternative. Gegründet wurde die Partei 1986 als Zusammenschluss der konservativen Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ) und der progressiveren Alternativen Liste Österreichs (ALÖ). Parteifarbe ist Grün. Ihre Wurzeln hat die Partei in der Widerstandsbewegung der 1980er-Jahre gegen das Kraftwerk in Hainburg und das Atomkraftwerk in Zwentendorf. Politisch stehen die Grünen links außen. Sie treten für Ökologie, den Schutz von Minderheiten und für Migration ein. In Wien waren die Grünen von 2010 bis 2020 Koalitionspartner der SPÖ, Spitzenkandidatin bei der Wahl ist Judith Pühringer.

Judith Pühringer (Jahrgang 1976) leitet seit 2021 gemeinsam mit Peter Kraus als Doppelspitze die Wiener Grünen. Für die Wienwahl tritt sie auf Listenplatz 1 an und ist darum die Spitzenkandidatin. Pühringer ist selbst in Währing aufgewachsen. Bei den Grünen engagiert sie sich seit 2020 als Quereinsteigerin. Zuvor arbeitete sie als Geschäftsführerin von „arbeit plus“, einem Netzwerk von sozialen Unternehmen. Im Wienwahlkampf 2025 bezeichnete sie sich als Klimasozialdemokratin.

Die Wiener Linien betreiben das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Dazu gibt es 109 U-Bahn-Stationen und rund 880 Kilometer Buslinien. Zu Spitzenzeiten sind rund 1.000 Fahrzeuge unterwegs. Sie können gleichzeitig mehr als 260.000 Menschen transportieren. Allein in einer der 160 U-Bahn-Garnituren haben 900 Menschen Platz. 

2023 besaßen rund 1,2 Millionen Menschen eine Jahreskarte oder ein anderes Dauer-Ticket. Mit rund 8.700 Mitarbeitern sind die Wiener Linien einer der größten Arbeitgeber der Stadt Wien. 

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