„Vinzi Gast“ gestorben
Auf Facebook war „Vinzi Gast“ ein Phänomen. Mehrere tausend User verfolgten, was der anonyme Obdachlose in Wien erlebte. Seine Identität wurde verschwiegen, damit die Erlebnisse unverfälscht blieben. Im April hatte der Anonymus sein Abschiedsposting geschrieben: Er habe nun endlich eine Wohnung und eine Arbeitsstelle gefunden, das Projekt sei beendet.
Rund dreieinhalb Monate später ist der 26-jährige gebürtige Rumäne mit Spitznamen Mio tot. Er wurde am Sonntag, den 3. August, mit schwersten Kopfverletzungen auf einem Gehsteig bei einer U6-Station gefunden. Zehn Tage später starb er an den lebensgefährlichen Verletzungen. Seither blühen die Spekulationen. Er sei zu Tode getreten worden, behaupten manche. Also Mord?
Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt gegenüber dem KURIER jedenfalls Ermittlungen in dem rätselhaften Fall. Es sei eine Obduktion angeordnet worden, ein Ergebnis stehe aber noch aus.
„Er war ein warmherziger und liebenswerter Mann. Er war sicher in keinen Raufhandel verwickelt“, sagt Cecily Corti, die Leiterin der „VinziRast“-Einrichtungen für Obdachlose.
Tatsächlich war Mios Leben eine Achterbahn. Er kam mit 21 Jahren nach Österreich, um zu studieren. Dann wurde er selbstständig. Der Rumäne verdiente gut und lebte auf großem Fuß. Danach schlitterte er in die Pleite und landete auf der Straße. Über die „Gruft“ kam er in Kontakt mit der „VinziRast“ und dokumentierte sein Leben als Obdachloser auf Facebook. Es ist wohl doppelt tragisch, dass er nur ganz kurze Zeit nachdem er wieder Fuß gefasst hatte, gestorben ist.
(Autorin: Bernadette Redl)
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