Ring-Umgestaltung: Wohin mit den vielen Radfahrern?

Wie eine verkehrsberuhigte Ringstraße nach Vorstellung der Wiener Grünen aussehen könnte.
Darüber, dass die Ringstraße umgestaltet werden soll, herrscht bei den Regierungsparteien inzwischen Einigkeit. Das war nicht immer so.
Im rot-pinken Regierungsprogramm kündigen SPÖ und Neos jedenfalls einen Umbau an, der laut Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) „eines der zentralen Projekte dieser Legislaturperiode“ wird – auch auf Wunsch der Neos, wie man hört.
Wenn der Ring schon umgebaut wird, dann „gscheit“, finden die Grünen und haben ein eigenes Konzept präsentiert.
Ein Wegfall von Fahrspuren auf der Haupt-Fahrbahn findet sich darin vorerst nicht – soll aber das „mittelfristige Ziel“ sein. Auf lange Sicht stellt man sich einen gänzlich autofreien Ring vor.
Getrennte Rad- und Fußwege
Die kurzfristige Vision: Den Rad- und Fußverkehr voneinander trennen. Dafür sollen die Nebenfahrbahnen zu beiden Seiten des Rings zu durchgängigen Fahrradstraßen bzw. baulich getrennten Radwegen in roter Färbung werden.
Stellenweise könnte so auch eine dritte Baumreihe entstehen. Wo möglich, sollen auch Schanigärten Platz finden.
Zufahrten zu Hotels sowie der Lieferverkehr sollen weiterhin möglich bleiben, Letzterer jedoch zeitlich außerhalb der Stoßzeiten stattfinden. Versprochen wird sich davon auch ein Ende des unerlaubten Parkens und des Durchzugsverkehrs.

Wie eine verkehrsberuhigte Ringstraße nach Vorstellung der Wiener Grünen aussehen könnte.
Die sogenannte Reitallee – also der heutige Geh- und Radbereich zwischen den Bäumen – soll Fußgängern vorbehalten und zum durchgehenden Gehsteig werden. Bedeutet: Der Gehweg soll nur an den bereits jetzt existierenden Ampelkreuzungen unterbrochen werden.
Vorrang und freie Fahrt für Öffis
Apropos Ampeln: Gefordert werden längere Grün-Phasen für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind und Vorrang für Öffis. Die Straßenbahn soll überhaupt nur mehr an Haltestellen und nicht mehr an Kreuzungen halten müssen.
„Die Ringstraße ist für Fußgänger und Radfahrer schon lange keine Prachtstraße mehr, viele meiden ihn. Rad- und Gehwege sind unübersichtlich miteinander verflochten, was zu vielen Konflikten und auch Unfällen führt“, schildert Parteichefin Judith Pühringer.
Erinnert wird auch an die Adventzeit im vergangenen Winter, in der es an Samstagen zu fast „tumultartigen Aufläufen“ kam.
Tatsächlich ist der Ring-Radweg der meistbefahrene Wiens. Rund zwei Millionen Fahrten wurden letztes Jahr gezählt, an Rekordtagen sind es sogar über 10.000 täglich. Radfahrer treffen hier auf Fußgänger und Touristen, an Knotenpunkten wie dem Schottenring, Stubentor oder an der Oper, kommen Öffi-Fahrgäste hinzu.
Was die Vision einer autofreien Ringstraße angeht, verweist Pühringer auf die Erfahrungen bei der Fußball-EM 2008, als der Ring gesperrt und zur Fanmeile umfunktioniert wurde. Derartiges könnte auch für den Song Contest 2026 angedacht werden.
Stadt prüft noch die Optionen
Bei der SPÖ regiert man per Aussendung auf das grüne Konzept und verweist auf das Regierungsprogramm. „Ziel ist es, Rad- und Fußwege klar zu entflechten, die Nebenfahrbahnen optimal zu nutzen und die Aufenthaltsqualität am Ring deutlich zu erhöhen“, erklärt Omar Al-Rawi, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses im Gemeinderat.
Die zuständigen Magistratsabteilungen würden derzeit intensiv prüfen, wie die Vision für den Ring umgesetzt werden könne.
Der ÖAMTC warnt angesichts des grünen Konzepts vor Nachteilen für Wirtschaftstreibende. Es sei nicht zu Ende gedacht, die Nebenfahrbahnen zu Fahrradstraßen zu machen. Dort werde es immer Lieferanten-, Taxi- und Busverkehr geben. Angekündigt wird, noch heuer selbst ein Konzept zur Neugestaltung des Rings vorzulegen.
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