"Grätzlmistplatz" soll 40 Millionen Euro kosten
Die MA 48 (Abfallwirtschaft) bekommt einen neuen Mistplatz in der Innstraße, Bürgerproteste verhinderten das in der Vergangenheit.
Der Mistplatz Zwischenbrücken an der Dresdner Straße sorgt schon seit Langem für schlechte Stimmung. Dieser ist nämlich bereits seit 2020 geschlossen, seitdem fehlt in der Leopoldstadt und der Brigittenau eine Alternative.
Im September beschloss die Stadt einen neuen Standort zu errichten – während sich die Leopoldstadt wiederholt einstimmig für eine Modernisierung aussprach.
Für Kritik sorgen die jetzt bekanntgeworden Kosten für den Neubau: Rund 40 Millionen Euro sind für Planung, Grundstückskauf und Bau vorgesehen, wie die Stadt auf KURIER-Anfrage bestätigt.
Eine Summe, die angesichts des Sparzwangs der Stadt für Kritik sorgt.
Sanierung würde Bruchteil kosten
„Anstatt den Standort zu adaptieren, soll auf einer hochwertigen Fläche an der Freien Mitte ein völlig neuer, autozentrierter Mistplatz entstehen, direkt neben einem großen Park und künftigem Wohngebiet“, kritisiert Kilian Stark, Planungssprecher der Grünen.
Eine Modernisierung würde einen Bruchteil kosten, so geschehen für nur vier Mio. Euro am Mistplatz in Stammersdorf im 21. Bezirk.
Für den alten Standort hat die Stadt bereits Pläne: Im September wurde eine Umwidmung beschlossen, um das Areal bebauen zu können. Entstehen sollen Geschäfte und Wohnflächen.
Alter Standort zu klein und unsicher
Was laut Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und MA 48 auf Nachfrage gegen eine Sanierung spricht: Das Areal sei für den sicheren Betrieb zu klein. Ein Prüfbericht des Stadtrechnungshofes hab auch ergeben, dass „die erforderlichen betriebs- und sicherheitstechnischen Anforderungen nicht erfüllt werden.“
Problematisch sei auch der heranrückende Wohnungsbau und die Verkehrssituation. Auch werde die Zahl der Anrainer laut Prognosen von 195.000 „in den nächsten Jahren“ auf 240.000 steigen.
Der neue Mistplatz soll in der Innstraße entstehen.
Der neue 6.600 Quadratmeter große „Grätzlmistplatz“ soll in der Innstraße 8-14 entstehen. Angekündigt wird ein moderner Mistplatz samt Mannschaftsunterkünften für Straßenreinigung und Müllabfuhr sowie Platz für Reparatur-Cafés oder Tauschbörsen.
Neun alternative Standorte?
Die Grünen fordern angesichts der Kosten eine Offenlegung der Prüfunterlagen. So sollen bis zu neun alternative, jedoch unbekannte Standorte geprüft worden sein. Unklar sei auch, wie und durch wen genau geprüft wurde.
Auf KURIER-Nachfrage erklärt die Stadt: Es wurden „mehrere Standorte“ in beiden Bezirken „durch fachlich zuständige Magistratsdienststellen geprüft.“ Dabei sei festgestellt worden, dass die Errichtung nur auf dieser Fläche realisierbar ist.
Dass hält Stark jedenfalls für unglaubwürdig, die Stadt müsse schon Fakten auf den Tisch legen. "Wenn selbst der betroffene Bezirke keine Unterlagen bekommt, ist das kein seriöser Umgang mit öffentlichen Mitteln“, sagt Stark.
Bezirk will "offen" und "konstruktiv" sein
Der Leopoldstädter Bezirkschefs Alexander Nikolai (SPÖ) erklärt: Zwar habe man der Stadt bereits zweimal eine negative Stellungnahme zur Flächenwidmung am alten Standort abgegeben, begegne den Überlegungen aber „mit Offenheit“ und „konstruktiv“.
Anfang 2026 soll es eine Bürgerversammlung geben, bei der die MA48 das Projekt ausführlich präsentieren soll. Ziel sei es, Transparenz zu schaffen.
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