Sensationsfund: Wird Wiens Gründungsgeschichte umgeschrieben?

Sensationsfund: Wird Wiens Gründungsgeschichte umgeschrieben?
Archäologen fanden in einem römischen Massengrab in Simmering Hinweise auf eine mögliche erste Schlacht um Wien.

Bei der Gründung Wiens beziehungsweise der Errichtung des Römerlagers Vindobona liegt noch so manches im Unklaren. Als gesichert gilt, dass die Römer hier an der Donau Ende des ersten Jahrhunderts begannen, im Gebiet der Kelten eine neue Befestigungsanlage zu errichten. Dafür wurde die 13. Legion nach Wien geschickt. 

Doch deren Spur verliert sich - was ist mit den rund 5.000 Soldaten passiert? 

Eine mögliche Spur wurde zufällig im vergangenen November in Wien-Simmering entdeckt. Die Mitarbeiter der Stadtarchäologie und des Wien Museums analysieren derzeit einen "Sensationsfund", wie es heißt:

Römische Skelette bei Sportplatz in Simmering

Fest steht, dass im Zuge des Baus eines Sportplatzes in der Hasenleitengasse ein Massengrab mit 150 Skeletten freigelegt worden ist. Dabei fanden die "Stadt-Detektive" Teile von römischen Helmen und ein Messer. Als Todesursache gilt Gewalt, an den Knochen wurden zahlreiche Kampfspuren entdeckt. Eine zunächst ebenfalls angedachte Seuche konnte deshalb rasch als Todesursache ausgeschlossen werden. 

Erste Altersbestimmungen ergaben, dass die Gebeine aus dem ersten oder spätestens zweiten Jahrhundert stammen. Das nährte Hoffnungen, dass es sich um Soldaten der mysteriösen 13. Legion handeln könnte, die nach einigen Jahren von der 14. Legion abgelöst wurde. Auch könnte das Massengrab auf eine mögliche erste Schlacht um Wien hindeuten. Gesichert ist bereits, dass die Menschen zu Beginn der eigentlichen Wiener Stadtgründung starben, möglicherweise sogar noch vor dem Eintreffen der 13. Legion.

Vindobona stand jedenfalls auf keltischem Gebiet und wurde als Grenzstadt zu den germanischen Barbaren geplant. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden eine Militärstadt im Bereich der heutigen Innenstadt sowie eine zivile Stadt südwestlich und Wachtürme auf dem Nussberg errichtet. Zeitweise lebten hier rund 30.000 Menschen. Gründe für kriegerische Auseinandersetzungen gab es also viele in dieser Epoche.

Präsentation im April geplant 

Anfang April werden Wien Museum, Stadtarchäologie und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) alle Details zum aktuellen Ermittlungsstand der Öffentlichkeit präsentieren. Bis dahin laufen noch weitere Untersuchungen, etwa zur genaueren Altersbestimmung. 

Die Geschichte von "Cäsars Legion" lässt sich jedenfalls vom Gallischen Krieg über fast 150 Jahre nachverfolgen - bis 92 n. Chr in Vindobona. Sie tauchte zwar später wieder auf, eventuell aber als Neugründung. Möglicherweise kämpfte sie auch noch in einem Krieg gegen die Sueben und Sarmaten gegen Ende des ersten Jahrhunderts. 

Für die Wissenschaft bietet der aufsehenerregende Fund jedenfalls noch Forschungsmöglichkeiten für viele Jahre. Da um diese Zeit eigentlich Leichen verbrannt wurden, gibt es bisher wenige Funde aus dieser Zeit. Man darf jedenfalls auf weitere Enthüllungen der Archäologen gespannt sein. 

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