Wien-Logos: Kurz findet 600.000 Euro für neues Design "absurd" teuer

Der Kanzler ist von den hohen Ausgaben nicht begeistert.
In Wien gäbe es viele Möglichkeiten, das Geld besser zu investieren, so der Kanzler. Die Stadt zeigt sich indessen verärgert.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat Kritik an den Kosten des neuen einheitlichen Markenauftritts der Stadt Wien geübt. Knapp 600.000 Euro für das neue Design sei eine "absurde Größenordnung", so der Kanzler bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: "Die Bundesregierung hat für die Vereinheitlichung aller Bundeslogos 70.000 Euro ausgegeben."

Damals sei die "Aufregung" bei der Sozialdemokratie groß gewesen, sagte Kurz. Der Vorwurf habe gelautet, dass die Regierung "Unsummen an Steuergeld" verbrauche. Die 70.000 Euro seien aber nur ein Bruchteil jener Summe, die jetzt die Stadt Wien ausgegeben habe, betonte Kurz. In Wien gebe es viele Möglichkeiten, das Geld besser zu investieren, meinte der Bundeskanzler.

Budget war zuvor abgesegnet worden

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und seine designierte Vize Birgit Hebein (Grüne) hatten den einheitlichen Markenauftritt tags zuvor präsentiert. Die Kosten für die Erarbeitung wurden mit 595.000 Euro angegeben. Darunter fallen etwa der Online-Auftritt ebenso wie Fahrzeug-Brandings, Info-Folder, der offizielle Schriftverkehr, Werbeeinschaltungen oder die T-Shirts der Bademeister in städtischen Bädern. Laut Angaben der Stadt ist dem eine EU-weite Ausschreibung im Herbst 2017 vorangegangen. Dem Projekt und den maximalen Projektkosten hätten damals SPÖ, Grüne und ÖVP zugestimmt.

NEOS wollen Kostenaufstellung

Angesichts der aktuellen Schuldenpolitik sei die Summe ein "Hohn" für die Steuerzahler, erklärte der Wirtschaftssprecher der Rathaus-Pinken, Markus Ornig. SPÖ und Grüne hätten "ständig die Spendierhosen an", schafften aber nicht einmal in Zeiten der Hochkonjunktur ein ausgeglichenes Budget. Die NEOS, die dagegen gestimmt hätten, kündigten eine Reihe von Anfragen bei den zuständigen Stadträten an. "Wir wollen genau wissen, wo diese 600.000 Euro hingeflossen sind", so Ornig.

Stadt Wien verärgert über Kritik

Die Stadt will die Kritikan den Kosten für den neuen Markenauftritt nicht auf sich sitzen lassen. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach am Donnerstag per Aussendung von "polemischen Wortmeldungen" und erinnerte den Regierungschef daran, dass auch die ÖVP im Gemeinderat dem Kostenrahmen damals zugestimmt habe.

"Nach 20 Jahren mit demselben Design war es an der Zeit für eine umfassende Neuausrichtung der Wiener Öffentlichkeitsarbeit. Die Entwicklung eines simplen Logos ist damit nicht zu vergleichen, das sollte auch der Bundeskanzler wissen", adressierte Hanke an Kurz. Das Projekt spare durch die Vereinheitlichung der bisher höchst unterschiedlichen Auftritte der Rathausabteilungen mittel- und langfristig sogar Kosten ein, versicherte der Ressortchef.

Außerdem sei es ein ÖVP-Ministerum gewesen, "dass erst vor einigen Jahren um 600.000 Euro einen 'Nation Branding'-Prozess bezahlt hatte, der dann aber nie umgesetzt wurde". Der Kanzler hatte zuvor die knapp 600.000 Euro für das neue Design Wiens als "absurde Größenordnung" bezeichnet. Auch NEOS und Freiheitliche kritisierten die dafür aufgewendeten Mittel.

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