In Liesing entsteht riesiges Gesundheitszentrum, auch Pläne für andere Bezirke

Acht Obergeschoße, vier Parkdecks und Platz für 5.000 Menschen: Porr will ab dem dritten Quartal in der Liesinger Fröhlichgasse das nach eigener Aussage größte Gesundheitszentrum Österreichs errichten. Projektname: MIA.
„Der Bedarf an medizinischen Leistungen übersteige im Süden Wiens bereits das Angebot“, erklärt PORR-CEO Karl-Heinz Strauss die Standortwahl. Das neue Gesundheitszentrum sei durch seine Lage in Fußweite des Bahnhofs Liesing und aufgrund der guten Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel perfekt dafür geeignet, diesen Bedarf zu erfüllen. Das MIA werde „einer breiten Bevölkerungsschicht eine wohnortnahe und qualitätsvolle medizinische Versorgung bieten“, sagt Strauß.
„Das ist ein wichtiger Schritt für die Gesundheitsversorgung der Liesingerinnen und Liesinger“, freut sich jedenfalls Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ).
Kassenmediziner
Der Schwerpunkt liege auf der Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten mit Kassenverträgen, heißt es bei Porr auf Anfrage. Wahlärztinnen und Wahlärzte oder Privatordinationen werde es „aber sicher auch geben“. Welche Fachrichtungen sich letztlich ansiedeln, hänge allerdings von den Planstellen der Ärzte am Standort ab.
Zudem sei geplant, dort eine Primäversorgungseinheit (PVE) zu realisieren, bei der multiprofessionelle Teams zusammenarbeiten (siehe Infobox). Letztlich werde die Entscheidung von den Medizinerinnen und Medizinern getroffen, da diese die Betreiber der Ordinationen und der möglichen PVE sein werden. Die Hospitals GmbH, die von PORR mit der Projektentwicklung betraut ist, werde aber ohne anfallende Zusatzkosten all diejenigen beraten, die Teil dieses MIA-Gesundheitszentrums sein wollen.
Teams aus verschiedenen Fachrichtungen
In einer PVE arbeiten mehrere Allgemeinmediziner mit Vertretern verschiedener Gesundheits- und Sozialberufe
im Team zusammen – wie zum Beispiel Physiotherapeuten oder Sozialarbeiter. Das soll die niederschwellige, wohnortnahe Versorgung absichern und Spitäler entlasten.
Kassenvertrag
Versicherte können mit der eCard alle Vertragsleistungen einer PVE in Anspruch nehmen.
167.000 Euro Förderung
Mit einem PVE-Konzept muss man sich ohnehin erst bewerben. Die geografische Lage stimmt aber bereits. Die ÖGK wird im Sommer 2025 ein PVE für ebendiese Region ausschreiben, wie es im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) heißt. Natürlich könne sich aber auch jemand mit einem anderen Standort bewerben, wird betont.
Wenn ein PVE alle gesetzlichen Kriterien erfüllt, dann fördert die Stadt dieses mit 167.000 Euro jährlich.
„Selbst in Zeiten knapper Budgets gibt es Bereiche, in die trotzdem weiter investiert werden muss“, sagt Hacker zum KURIER., „Dazu gehört für mich vor allem der Ausbau der regionalen Gesundheitszentren im niedergelassenen Bereich.“

Entlastung für Spitäler
Da die niedergelassene kassenärztliche Versorgung in ganz Österreich „dramatisch zurückgeht“, wie der Wiener Gesundheitsstadtrat bereits im Jänner erklärte, würden Patienten in „öffentliche Spitäler strömen, obwohl sie dort gar nicht hinmüssten“. Dieser Entwicklung wolle man Sorge tragen.
Im Wiener Regierungsprogramm von Rot-Pink wurde darum vereinbart, mindestens 100 regionale Gesundheitszentren bis 2030 zu errichten. „Wir sind schon auf einem guten Weg, dieses Versprechen einzuhalten.“ so Hacker.
Alleine heuer haben bereits acht solcher Zentren geöffnet, 24 sind schon im Entstehen (siehe Grafik). Bei weiteren vier Zentren gibt es eine Zusicherung, diese zu planen, auszuschreiben und ebenfalls umzusetzen
„Wenn man alle bestehenden regionalen Gesundheitszentren, alle in Umsetzung und Planung befindlichen Gesundheitszentren hernimmt, dann stehen wir derzeit bei 91 regionalen Gesundheitszentren, die in der Pipeline sind“, heißt es im Hacker-Büro.
Begrünte Fassade
Das MIA in Liesing soll ab dem dritten Quartal gebaut werden, die Projektdauer ist auf 36 Monate anberaumt. Das Projektvolumen beträgt 50 Millionen Euro.
Das Gebäude soll laut Porr nach der internationalen LEED-Norm zertifiziert werden, die für nachhaltiges Bauen steht. Im Fall vom Mia bedeute dies, dass „komplett begrünte Außenfassaden, grüne Erholungsoasen in den Stockwerken und im Dachgeschoß und Office Urban Gardening“ umgesetzt werden sollen.
Interessierte Mediziner sollten sich allerdings bald auf www.mia-gesund.at informieren und anmelden, denn jede Fachrichtung soll im Haus nur einmal vertreten sein.
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