Die junge Liebe zum alten Bus
Vor fünf Jahren kaufte sich der junge Wiener einen 40 Jahre alten Mercedes 508D, einen weißen Bus, der damals seine besten Tage schon sichtlich hinter sich hatte. Der Vorteil: Er kostete nur 2.000 Euro. Der Nachteil: Die notwendigen Reparaturen zogen sich über zwei Jahre und kosteten ihn weitere 12.000 Euro. Dafür sind die beiden jetzt unzertrennlich.
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"Ich liebe ihn schon heiß, aber ich habe ihn auch schon oft verflucht. Es ist aber eh gut, dass es so gekommen ist und ich so viel Arbeit und Recherche in den Bus gesteckt habe“, sagt Dermota im KURIER-Interview, das er noch vor seiner Abreise gibt: "Ich kann jetzt unterwegs alles selbst reparieren, keiner kennt den Wagen so gut wie ich.“ Das ist auf seiner Reise doppelt wichtig, denn der alte Bus ist nicht nur sein fahrendes Zuhause, sondern auch ein professionelles Musikstudio auf vier Rädern.
Für die Reise eine neue Sprache gelernt
Westafrika hat es dem Wiener schon lange angetan. "Ich war schon im Vorjahr mit dem Rucksack in Marokko unterwegs auf der Suche nach Musikern“, erzählt Dermota. "Das hat super funktioniert. Ich bin bei einer Künstlerkommune gelandet und habe dort Percussion und Gesang aufgenommen.“
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Aber Musik braucht auch Zeit – umso besser also, dass der Musiker nun sein Studio und sein Zuhause mitgebracht hat. Für die Reise hat er extra Französisch gelernt. "Das wird unterwegs hoffentlich noch besser werden“, sagt er lachend. "Ich will ja mit den Leuten auch plaudern können.“
Hilfe für Musiker
Auch die Musiker vor Ort sollen von der Reise profitieren, sagt Dermota. Zum einen würden sie auf seinen verschiedenen Social-Media-Kanälen vorgestellt, zum anderen finanziell abgegolten. "Es wird auf jeden Fall nicht so sein, dass ich runterfahre und die Leute mit ihrer Musik ausbeute, sie sollen etwas davon haben.“
Die ersten Tage in Marokko stellten Dermota gleich auf die Probe: "Ich habe alle möglichen Leute kennengelernt, von herzensguten, lieben Menschen bis hin zu kleinen Ganoven, die mich abzocken wollten. Aber das lasse ich jetzt einmal hier“, sagt er.
Und ist schon wieder zurück im Fahrersitz, on the road Richtung Süden. Denn dort, in der Nähe von Aït-Ben-Haddou am Fuße des Atlasgebirges wartet schon eine Gruppe Musiker auf ihn – und die erste Aufnahmesession. Und so geht es in den nächsten Monaten weiter, von Land zu Land, bis Julian Dermota sein geplantes Ziel erreicht: Nigerias größte Stadt Lagos.
Allein, aber nicht einsam
Die Einsamkeit auf dem langen Solotrip fürchtet er nicht. Zwar habe er sich auf früheren Reisen durchaus einsam gefühlt, sagt er – etwa als er vor Jahren mit seiner alten Ente alleine bis an die iranisch-irakische Grenze fuhr. "Ganz im Osten, wo sich auch die Schrift ändert, konnte ich mich nur noch mit Händen und Füßen verständigen“.
Wie man Julian begleiten kann
Das wird diesmal anders sein. Zum einen steht diese Reise ganz im Zeichen der Kollaboration mit anderen Menschen. Und zum anderen ist er über die sozialen Medien eng mit der Welt verbunden. Via Instagram (instagram.com/juliandermota) kann man ihn begleiten, fast täglich postet er dort Updates von unterwegs.
Dermota will sein Leben so gestalten, dass er die größtmögliche Freude daran hat. "Und da verbinde ich eben alles, was mir Spaß macht, Musik und Reisen und das Gefühl von Freiheit – und wenn dann noch ein cooles Album dabei herauskommt, dann freue ich mich umso mehr“, sagt er.
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