Neuer Anlauf für die Sonntagsöffnung im Wiener Handel

Seit Jahrzehnten gibt es die Forderung nach Lockerung der Sonntagsöffnungsregelung. In der jetzigen Legislaturperiode kann man mit neuem Schwung bei den Diskussionen rechnen.
Sie sei generell für Sonntagsöffnung, sagte Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (Neos) im KURIER-Interview. Ein erstes Herantasten ist im Regierungsprogramm von Rot-Pink auch durchaus erkennbar. „Zur Stärkung des stationären Handels im Kampf gegen den Onlinehandel prüft die Stadt Wien unter Mitwirkung der Sozialpartner Möglichkeiten, die Wahlfreiheit der Ladenöffnungszeiten möglich zu machen“, ist dort zu lesen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht dem Familienverband angehören, sollen dabei aber explizit nicht in diesen Zeiten eingesetzt werden.
Die Positionen sind bei den (Mit-)Entscheidungsträgern dabei durchaus unterschiedlich.
„Die Wirtschaftskammer Wien setzt sich für die Einführung von Tourismuszonen in Wien ein. Darin haben Händlerinnen und Händler die Wahlfreiheit, ob sie am Sonntag aufsperren wollen“, heißt es etwa aus der Wirtschaftskammer Wien (WKW).
Wien, nur du allein
Wien ist das einzige Bundesland, das eben keine Tourismuszonen hat. Als Möglichkeit werden dabei immer wieder touristisch belebte Straßenzüge wie die Kärntner Straße oder die Mariahilfer Straße genannt, wofür auch die Wiener ÖVP bereits mehrmals gefordert hat.
„So wird keine Kaufkraft mehr in andere Metropolen verloren, es entstehen Hunderte neue Arbeitsplätze und zusätzlicher Umsatz für Wiener Unternehmen“, finden Wirtschaftssprecherin Kasia Greco und Tourismussprecher Karl Mahrer. Der Bürgermeister sei „in diesem Zusammenhang aufgefordert, Tourismuszonen in Wien einzuführen, was einfach und unbürokratisch möglich wäre“.
Nachdem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) als glühender Verfechter der Sozialpartnerschaft gilt, ist das aber nicht ganz so einfach.
Denn anders beurteilt naturgemäß die Gewerkschaft GPA die Sachlage. „Wir lehnen eine generelle Sonntagsöffnung entschieden ab. Sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte sind mehrheitlich dagegen. An sieben Tagen wird nicht mehr eingekauft als an sechs“, sagt von GPA-Vorsitzender Barbara Teiber zum KURIER. Der Sonntag sei der einzig planbare freie Tag für Handelsangestellte. „Wir werden ihn verteidigen.“
Eine Aufweichung wird allerdings nicht gleich kategorisch abgelehnt. Was die Arbeit von Familienangehörigen angeht, so hätten zwar laut GPA noch keine Gespräche stattgefunden. „Einen entsprechenden Vorschlag diskutieren wir, wenn er auf dem Tisch liegt.“
Gesprächsbasis
Dass zumindest ein kurzzeitiger Konsens zwischen Stadt, GPA und WKW möglich ist, zeigte sich übrigens vor vier Jahren: Für den 19. Dezember 2021, ein Sonntag im ersten Pandemiewinter, wurde eine Sonderregelung für das Offenhalten von Verkaufsstellen vereinbart.
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