Wien: In welchen Bezirken wohnen noch leistbar ist

Wien: In welchen Bezirken wohnen noch leistbar ist
Laut Prognose werden die Mieten im diesem Jahr um 1,5 Prozent steigen. Große Unterschiede zwischen den Bezirken.

Wohnraum in Wien ist nach wie vor ein knappes Gut. Scheidungen, Zuzug und AirBnB sind Faktoren, die den Bedarf erhöhen und gleichzeitig beschneiden.

"Wir sehen eine hohe Bautätigkeit, aber kein Absinken der Preise", fasste die Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH, Sandra Bauernfeind, die Lage auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Immobiliengesellschaft Buwog am Donnerstag zusammen.

Für 2019 wird ein Anstieg der Mieten um etwa 1,5 Prozent erwartet. Käufer von Wohnungen in guten oder sehr guten Lagen müssen voraussichtlich um 4,25 bis 5 Prozent mehr auf den Tisch legen als im abgelaufenen Jahr.

Die im Durchschnitt günstigste Miete gibt es nach aktuellen Zahlen der EHL in Simmering. Das gilt sowohl für Erstbezug (8,70 Euro pro Quadratmeter) als auch für gebrauchte Wohnungen (9,70 Euro).

Für die Innere Stadt gibt es keine aussagekräftigen Zahlen und so teilen sich einige Bezirke mit 13 Euro pro Quadratmeter bei Erstbezug den unrühmlichen ersten Platz: Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt und Döbling.

Gebrauchte Wohnungen sind in Josefstadt mit 11,30 Euro am teuersten.

Bei den Durchschnittspreisen pro Quadratmeter beim Wohnungsverkauft zeigt sich, wie abgeschlagen die Innere Stadt von dem Rest Wiens ist. Auf dem absoluten Spitzenplatz kostet ein Quadratmeter bei Erstbezug 18.600 Euro und gebraucht 11.200 Euro.

Vergleichsweise sehr günstig kann man Wohnungen in Simmering (3.200 und 2.100) erstehen.

Scheidungen schaffen Bedarf

Die Zahl der baubewilligten Wohnungen sei zwar 2017 und (hochgerechnet) auch 2018 auf 23.000 gestiegen - 2016 waren es nur 16.000, 2015 rund 11.000. Doch die Fertigstellungen hinken mit 10.000 im Jahr 2017 und (hochgerechnet) 14.000 im abgelaufenen Jahr hinterher. Jährlich würden 14.000 bis 15.000 Wohnungen gebraucht, 2018 sei erstmals bedarfsgerecht produziert worden.

Es gebe aber immer noch einen "Gap" von 14.000 Wohnungen zwischen bewilligten und tatsächlich gebauten Einheiten. "5.000 bis 6.000 Wohnungen brauchen wir alleine für den Zuzug", erklärte Bauernfeind. Hinzu komme unter anderem zusätzlicher Wohnraumbedarf infolge von Scheidungen - rund jede zweite Ehe in Wien geht in die Brüche.

"Der Wohnbau muss weiter verstärkt werden, um diese Lücke aus der Vergangenheit zu schließen", betonte auch Andreas Holler, der für das Development verantwortliche Geschäftsführer der Buwog Group GmbH, die mittlerweile zum größten deutschen Wohnungskonzern Vonovia gehört. "Es ist Bedarf an mehr leistbarem Wohnraum da." Im Mietbereich sind damit (im geförderten Bereich) 5 Euro pro Quadratmeter und Monat gemeint.

Airbnb statt Vermieten

Der zunehmende Trend zu Online-Kurzzeitvermietungen über Airbnb beschneidet das Wohnraumangebot in Wien zusätzlich: "Wir gehen davon aus, dass dem Markt durch diese Kurzfristvermietungen circa 10.000 Wohnungen entzogen werden", sagte Bauernfeind.

Beim einzelnen Wohnungssuchenden ist das derzeit wichtigste Kriterium laut Holler die Leistbarkeit. Weiters entscheidend seien die richtige Größe und die Lage der Immobilie. Klimaeffizienz und Nachhaltigkeit seien eher bei den Käufern als bei den Mietern entscheidend. Es gebe jedenfalls "eine wachsende Gruppe, die darauf schaut".

Kleiner geht nicht

Immer mehr in den Hintergrund tritt laut Bauernfeind das Thema Auto bzw. Stellplatz. Das Ausgleichen steigender Quadratmeterpreise und -mieten durch eine weitere Verringerung der Wohnungsgrößen sei nicht mehr möglich. Eine Trendumkehr in Richtung größerer Wohnungen werde es aber auch nicht geben, solange die Preise hoch bleiben. "Wir müssen die vorhandene Fläche intelligenter nutzten - die Wohnungen werden immer 'smarter'", sagte Holler mit Blick auf optimierte Grundrisse. Aus der sinkenden Verfügbarkeit von Bauland ergebe sich auch "Nachverdichtungspotenzial" bei Dachausbauten.

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