Hamburg und Wien setzen weiter auf "Auto als Träger der Mobilität"

Michael Ludwig (Wien), Corine Mauch (Zürich), Peter Tschentscher (Hamburg).
Seit 2019 stehen die Stadtpräsidentin von Zürich, Corine Mauch, sowie die Bürgermeister von Hamburg, Peter Tschentscher und Wien, Michael Ludwig, in engem Austausch miteinander. Diese drei Städte, die sich in verschiedenen Rankings immer wieder im internationalen Spitzenfeld finden, wollen sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen.
Hamburg etwa setzt seit einem Treffen in Zürich auch auf die Dekarbonisierung der Fernwärme durch Großwärmepumpen – der Besuch eines Projekts in Wien stand am Mittwoch auf dem Programm. Zuvor allerdings drückten alle drei den Opfern von Graz ihre Anteilnahme aus.
Solidarität mit Opfern in Graz
"Das hat uns gemeinsam sehr betroffen gemacht", sprach Ludwig seiner Amtskollegin und seinem Amtskollegen aus der Seele. Und weil das jede Stadt treffen könne, stelle sich für alle die Frage: "Welche Maßnahmen müssen wir setzen, um so etwas zu verhindern?" Antwort auf diese Frage gab es in Wien keine.
Dann kehrten die beiden Politiker und ihre Schweizer Kollegin zum Thema des Treffens zurück, das sie seit sechs Jahren in dieser Konstellation pflegen.
Es basiert auf der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und behandelt vorrangig die Bereiche Klimaschutz, Smart City, demokratische Teilhabe und soziale Gerechtigkeit.
Aber auch das Thema Gesundheitsversorgung spielt eine große Rolle. In dieser Frage gäbe es zwar unterschiedliche Systeme, aber aufgrund der demografischen Entwicklungen in den Städten ähnliche Herausforderungen, waren sich die drei einig. "Die gesundheitliche Versorgung wird immer schwieriger", erläuterte Tschentscher, obwohl die Medizin an sich immer besser werde.
Eine Frage der Gesundheit
Die Frage sei, "wie bekommen wir das für alle Menschen gut vermittelt?" Denn aktuell würden die Kosten steigen, aber das Personal fehle. Tschentscher: "Wir brauchen neue Lösungen." Über die Anforderungen und Lösungsansätze werde im Rahmen dieses Treffens geredet.
"Wir wollen den Menschen eine lebenswerte Umgebung schaffen", ergänzte Ludwig, deshalb seien die Frage nach Klimawandel, alternativen Energieangeboten oder auch leistbarem Wohnraum wichtig. Man wolle voneinander lernen und einander inspirieren - auf die Bürgermeistertreffen seien schon einige Treffen auf Beamtenebene gefolgt.
Gerechte Chancen für alle
Die Züricher Stadtpräsidentin Mauch betonte über die angesprochenen Themen auch die Notwendigkeit eines niederschwelligen Kulturangebots, das allem Spardruck zum Trotz verfügbar sein müsse, ebenso gehe es um Chancengerechtigkeit.
Die Unterschiede würden sich vor allem in einer Stadt-Land-Schere oder einer Kluft zwischen Ost und West, wie aktuell in Deutschland zu sehen, zeigen. Mauch: "Von Rechtspopulisten wird das gerne bespielt. Dabei macht gerade dieses Zusammenwirken zwischen Stadt und Land unsere Stärke aus."
In Städten werden Lösungen kreiert
Städte seien jedenfalls jene Räume, waren sich Mauch und Tschentscher einig, in denen die Herausforderungen der Gesellschaft früher und stärker spürbar seien. Deshalb seien die Städte „Orte, in denen die Lösungen vorbereitet werden“. Der Austausch helfe dabei.
Tschentscher kam auch auf die Mobilitätswende zu sprechen, die man vorantreiben müsse. Konkret hat ja Hamburg den Jungfernstieg autofrei gemacht - nach einer zweijährigen Probephase wird das nun durch einen fixen Umbau endgültig definiert.
"Auto spielt als Träger der Mobilität eine große Rolle"
Wobei sich Tschentscher und Ludwig in dieser Frage einig sind: Autofrei ist kein Ziel, das die beiden Politiker für Hamburg und Wien anstreben. Ludwig bekräftigte erneut die Notwendigkeit des Lobautunnels, also der "Nordostumfahrung", wie er diesen Straßenzug lieber nennt: "An der Stadtstraße und der Nordostumfahrung hängen tausende Wohnungen. Wenn wir weiter leistbaren Wohnraum erschließen wollen, brauchen wir sie."
Und Ludwig versicherte, dass die verkehrsberuhigte Innenstadt weiter auf der Agenda der Stadtregierung stehe, verwies auf den Wiener U-Bahn- und Straßenbahnausabau sowie der geplante Ringumbau, betonte aber, Autos "nicht generell aus der Innenstadt verbannen" zu wollen.
Dem pflichtete Tschentscher bei: "Unsere Strategie ist es, die Stadt besser für alle erreichbar zu machen." Deshalb werde die neue U-Bahn gebaut, aber auch mit dem Auto solle die Innenstadt erreichbar sein.
Manche Bereiche werden als durchfahrtsbeschränkt definiert, in denen "Busse und Taxis natürlich fahren dürfen", sagt Tschentscher und spricht Ludwig aus der Seele, wenn er für Hamburg definiert: "Das Auto spielt als Träger der Mobilität eine große Rolle. Wien ist besser beim Öffi-Verkehr als wir, wir blicken auf Amsterdam und Kopenhagen. Für den Wirtschaftsverkehr, aber auch für alle, die wollen und müssen, muss die Stadt mit dem Auto erreichbar bleiben."
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