FPÖ wirbt mit Zeitungsente
Karim Beib-Abdalla sieht nicht aus wie ein Terrorist. Er denkt nicht wie ein Gotteskrieger. Und er sagt Sätze wie: "Ich lehne die Ideologie der Terroristen strikt ab."
An der Bezirks-FPÖ Margareten gingen diese Dementis offenbar spurlos vorüber – denn sie greift den Bericht auf, um den betreffenden Gemeindebau mit einem Flugblatt Stimmung zu machen. Der Tenor: "Wussten Sie, dass in Ihrer Nachbarschaft Terroristen wohnen?"
Es ist Freitagmittag und Karim Beib-Abdalla grinst, als er die Tür öffnet: "Hallo, ich bin’s, der angebliche Dschihadist." Er führt vorbei an der schwarzen Flagge mit arabischem Schriftzug an der Wand, am Säbel auf der Kommode, der aussieht, als stamme er aus einem Abenteuer von Sindbad, und an den Wasserpfeifen und dem Gebetsteppich am Boden der Gemeindebau-Wohnung.
"Kein Verständnis"
Aus dem gläubigen Sohn eines Ägypters und einer Wienerin sprudelt es wie aus einem Wasserfall heraus. "Menschlich gesehen", sagt er, "habe ich kein Verständnis für ihn." Er meint den Gerichtsvollzieher. Um dann gleich zu relativieren: "Ich bin informiert. Ich weiß, dass der Terror nichts mit dem Islam zu tun hat." Doch das könne "doch nicht jeder wissen".
Im Gemeindebau landete der FPÖ-Flyer in allen Postkästen – nur in Karims nicht. Beim Vorbeigehen zeigt er, wie jemand "ISS" (sic!) in den Postkasten geritzt hat. "Hässlich" sei der Postwurf, sagt er. Für eine Klage fehle das Geld. Hans-Jörg Jenewein, FPÖ-Bezirksparteiobmann und Landesparteisekretär, hält am Postwurf fest: "Der Fall ist nicht so substanzlos wie dargestellt." Er habe gegenteilige Infos – und warte eine parlamentarische Anfragebeantwortung ab. Karims Nachbarin, eine geflüchtete Syrerin, grüße ihn seit dem Vorfall nicht mehr. "Ich habe früher auf ihre Kinder aufgepasst, jetzt schaut sie mir nicht einmal mehr in die Augen."
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