Kampfsportler-Gang verübte 106 Delikte

Facebook-Auftritt der Goldenberg-Gang
Die Bande gilt trotzdem nicht als "Kriminelle Vereinigung".

Die 180 Mitglieder starke Jugendbande nannte sich nach dem Künstlernamen ihres Anführers – Max Goldenberg. Denn Magamed M., 20, wollte so reich sein wie Facebook-Gründer Marc Zuckerberg. Deshalb wählte er einen ähnlich klingenden Aliasnamen. Unter der Bande hatte die Stadt zu leiden: Mehrere Überfälle auf Supermärkte, Erpressungen, Straßenraube oder Körperverletzungen waren das tägliche Brot der Gruppenmitglieder. Rekrutiert wurden sie in der sogenannten Mixed-Martial-Arts-Kampfszene, in der auch Motorradclubs wie die "Bandidos" und "Hells Angels" oder die Türsteher-Vereinigung "United Tribuns" aktiv sind. Dort sind vor allem kampferprobte und gewaltbereite Migranten der zweiten Generation versammelt.

Magamed M. setzte vor allem auf tschetschenische Landsleute, die meisten davon waren Muskelpakete. Wer in die Gruppe wollte, musste erst Passanten niederschlagen oder Kämpfe gegen andere Mitglieder austragen. Wer kriminelle Aktivitäten setzte, musste laut Polizei-Oberstleutnant Robert Klug Geld an die Führungsmitglieder abgeben.

Keine kriminelle Vereinigung

Während etwa gegen Tierschützer oder die "NoWKR"-Demonstranten u. a. wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt und vorgegangen wird (beziehungsweise wurde), ist die Staatsanwaltschaft in diesem Fall gnädiger: Zwar hätten die 17 festgenommenen Führungsmitglieder laut Staatsanwaltschaft mutmaßlich eine Organisation nach dem Mafia-Paragrafen 278 gegründet; alle anderen rund 160 Mitglieder (großteils zwischen 14 und 21 Jahren) seien aber nicht kriminell. Deshalb ist die Gruppe weiterhin aktiv. Sie darf sich unbehelligt in ihren Stammlokalen und auf drei öffentlichen Plätzen in Wien-Favoriten treffen. So kann man auch auf Facebook nachverfolgen, was die Mitglieder so treiben. Einige posieren vermummt und mit Schusswaffen, andere schreiben vereinzelt radikale Parolen, die man sonst von Islamisten oder Nationalisten kennt. Es gibt auch eigene Aufnäher, die eine Zugehörigkeit zu der Gruppierung anzeigen.

"Den Kern der Goldenbergs haben wir zerschlagen", erklärt Klug. "Die gesamte Gruppe ist aber nicht kriminell und deshalb ist eine Mitgliedschaft nicht strafbar." Insgesamt wurden 106 Anzeigen erstattet, zehn Personen sitzen in Untersuchungshaft. Der Schaden beträgt mehrere Zehntausend Euro. Und im Zuge der Ermittlungen einer Sondereinheit des Landeskriminalamts wurde auch eine weitere kriminelle Gruppierung ausgeforscht, deren 16 Mitglieder ebenfalls für 28 Straßenüberfälle verantwortlich gemacht werden. Sie hatten lose mit Mitgliedern der Goldenbergs zusammengearbeitet.

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