Gratis essen: Wiener Erbe kämpft mit Privatvermögen gegen Armut

Wenn demnächst ein junger Mann an ihre Tür klopft und ihnen bei Bedarf kostenlose Lebensmittel anbietet, könnte es sich um Mario Orth handeln.
Der Wiener hat es sich zur Gewohnheit gemacht, im nächstgelegenen Supermarkt Großeinkäufe zu tätigen und die Lebensmittel in Wohnhausanlagen zu verteilen.
Es war mir schon immer ein Anliegen, zu helfen. Kinder und Jugendliche können am wenigsten für ihre Umstände
organisiert Essensausgaben
„Ich gehe von Tür zu Tür und hätte mir nie träumen lassen, welchen Missständen ich dabei begegne – nicht in Österreich“, erzählt der 31-Jährige, der in Döbling wohnt.
"Bin kein Milliardär, aber kann es mir leisten"
Seit einem Jahr organisiert Orth medienwirksam Essenausgaben an zentralen Plätzen in Wien. Das Geld nimmt er aus seinem Privatvermögen.
„Ich habe eine Erbschaft gemacht, bin bei Weitem kein Milliardär. Aber ich kann es mir leisten. Es war mir schon immer ein Anliegen, zu helfen, besonders Kindern und Jugendlichen. Sie können für ihre Umstände am wenigsten.“
Laut Eigenangaben unterstützt Orth sechs Kindergärten, vor allem mit Essensspenden, manchmal auch finanziell.
Die Organisation der Essensausgaben sei nicht einfach, da die Genehmigungen pro Bezirk immer nur maximal zwei Monate im Jahr erteilt werden. Auch wenn er in (fast) allen Bezirken willkommen sei, wünsche er sich mehr Entgegenkommen.
Warmes Wasser per Schlauch aus Nachbarwohnung
Warum er sein Geld nicht einfach an karitativ Organisationen spendet? Ihnen steht Orth skeptisch gegenüber. Er wolle sichergehen, dass sein Geld auch wirklich bei jenen ankommt, die es brauchen.
Ein Erlebnis, das ihm besonders in Erinnerung geblieben sei: Eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, der das Warmwasser abgestellt wurde, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte – und das trotz Job.
Aus der Wohnung der hilfsbereiten Nachbarin einen Stock höher leitete die Frau Warmwasser mit einem Schlauch in ihre eigene Badewanne, damit zumindest die Kinder warm baden können. „Ich bin noch am selben Tag mit ihr zu Wien-Energie und habe die Rechnung beglichen. So etwas darf einfach nicht sein“, sagt Orth.
Eigene Partei gegründet
Was Orth auch anzuhören ist: Er ist unzufrieden mit der Politik im Land. Politisch motiviert scheinen seine Hilfsprojekte vorrangig nicht zu sein, auch wenn er im Jänner eine eigene Partei (Mehr Lebensqualität, kurz MLQ) gegründet hat.
Ein Team habe er nicht hinter sich, was auch sein Nicht-Antreten trotz ausreichend Unterstützungserklärungen bei den Bezirksvertretungswahlen begründe. Was er aber habe, seien gute Kontakte. Orth bezeichnet sich als One-Man-Show, er arbeite Tag und Nacht an seinen karitativen Projekten.
Die nächste Essenausgabe organisiert er am Samstag, 19. September, am Margareten am Siebenbrunnenplatz. Um 11 Uhr wird Orth seinen Holzstand öffnen, um warme Speisen auszugeben.
Auch ein Kinderprogramm ist angekündigt, darunter ein Puppentheater. Gemeinsam mit Künstlerin Francesca Ghitea dürfen die Kinder außerdem Orths Stand bemalen.
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