"Don Panino" beschäftigt jetzt auch EU-Parlament

Don Panino
Sizilianische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano, protestiert.

Die Posse um den mittlerweile nicht mehr existenten Wiener Lieferservice Don Panino, der mit seinen Mafia-Broten italiensche Politiker erhitzt, zieht weitere Kreise. Die italienische EU-Parlamentarierin und Präsidentin der europäischen Anti-Mafia-Kommission, Sonia Alfano, hat in Straßburg an die EU-Mitgliedstaaten appelliert, Initiativen gegen die Nutzung des Begriffes Mafia zu kommerziellen Zwecken aufgerufen.

„Niemand darf Geschäfte machen und dabei die Mafia-Opfer verhöhnen. Ich habe unzählige empörte Mitteilungen wegen des Wiener Lokals verhalten. Das ist eine skandalöse Initiative, die ich verwerfe“, betonte die sizilianische Parlamentarierin, die an der Spitze des italienischen Verbands der Mafia-Opfer steht.

Mafiosi und Mafia-Jäger

Auf der Speisekarte des Italieners in Wien-Neubau finden sich Gerichte die nach berühmten Mafiosi und Mafia-Jägern benannt sind. Italienische Medien berichteten darüber. Wütende Proteste folgten. Auf Anweisung der italienischen Außenministerin Emma Bonino potestierte schließlich die italienische Botschaft in Wien: Der Gebrauch der Namen von im Kampf gegen die Mafia gefallenen Persönlichkeiten zu Marketingzwecken sei nicht nur „geschmacklos, sondern auch beleidigend“ gegenüber diesen Personen und all jenen Menschen sei, die sich täglich im Kampf gegen die Mafia engagieren.

Eine Facebook-Gemeinschaft, die sich Italiani a Vienna (Italiener in Wien) nennt, hatte kürzlich eine Unterschriftensammlung gestartet, in dem das Lokal aufgefordert wurde, die Namen seiner Menüs zu ändern. Bisher wurden 968 Unterschriften gesammelt.

Urheber outet sich

Mittlerweile hat sich ein in Süditalien lebender niederländischer Werbeexperte als Designer der umstrittenen Mafia-Brötchen geoutet. Der Niederländer, der Marketing- und Werbekampagnen entwirft und in der apulischen Ortschaft San Donaci lebt, verteidigt sich vor dem Vorwurf, Italiens Anti-Mafia-Helden schwer beleidigt zu haben.

„Ich wollte niemanden beleidigen. Der Kunde hat mich gebeten, ein Produkt zu lancieren, das attraktiv sein könnte, und ich habe die Don Panino-Kampagne aufgrund dieser Anweisungen entworfen“, zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA den Mann. Seinen Namen wollte er nicht veröffentlichen.

„Es ist nicht meine Schuld, wenn man im Ausland denkt, dass Italien nur Mafia, Pasta, Pizza und Berlusconi ist. In Wien gibt es eine Kette von Friseuren, die Haarmafia heißt“, erklärte der Mann. Er habe nun die Inhaber von „Don Panino“ kontaktiert und sie aufgerufen, die Namen der Anti-Mafia-Helden Giovanni Falcone und Peppino Impastato aus der Menüliste zu nehmen. „Wir wollen die italienischen Anti-Mafia-Helden keineswegs beleidigen“, sagte der Niederländer, der mit einer Italienerin verheiratet ist.

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