Billig-Wohnung für KAV-Chef
Rund 370 Euro pro Monat für 90 Quadratmeter. Das zahlte der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen, für eine Personalwohnung, die er von Mai 2013 bis September 2014 bewohnte. Die Inanspruchnahme der günstigen Wohnung durch den Spitzenmanager drang vor einem Monat an die Öffentlichkeit. Er hätte dafür ohnehin den "marktüblichen Preis" gezahlt, versicherte der KAV damals – doch das war nur die halbe Wahrheit, wie sich jetzt herausstellte. Die höhere Zahlung erfolgte laut Ö1-Morgenjournal nämlich erst nachträglich.
Erst im April des Vorjahrs sei er von der KAV-Rechtsabteilung aufgefordert worden, sich eine andere Wohnung zu suchen, denn der Stadt-Rechnungshof prüfe die Personalwohnungen des Spitalsverbunds. Daraufhin habe Janßen im September eine Nachzahlung von 10.449 Euro geleistet.
Der KAV-Direktor beteuert, er habe zwar zum Sozialtarif gewohnt, aber von Anfang an mehr Miete zahlen wollen. Allerdings habe es "eine Zeit lang gedauert", bis man ihm eine entsprechende Zahl nennen konnte. "Ich wollte nie den Anschein einer Bevorzugung erwecken", sagt Janßen.
Die Rathaus-Opposition reagiert erwartungsgemäß scharf: "KAV-Direktor Janßen ist nun endgültig rücktrittsreif", meint ÖVP-Landesparteiobmann Manfred Juraczka. "Janßen verfügt als KAV-Direktor über ein kolportiertes Jahreseinkommen von 360.000 Euro. Die Wiener Roten stellten ihm als Vizedirektor eine Sozialwohnung zur Verfügung. Das ist keine soziale Treffsicherheit. Das ist schlicht Missbrauch der Wohnbauhilfe und eine Verhöhnung jener, die sie wirklich brauchen", moniert Juraczka.
Kritik an Wehsely
Die FPÖ hält wiederum Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) für rücktrittsreif. "Wehsely wäre gut beraten, hier Ehrlichkeit walten zu lassen", kritisiert Klubchef Johann Gudenus. Sie habe Janßen Rückendeckung gegeben.
Wehsely verteidigte Janßen am Dienstag gegen die Rücktrittsaufforderungen der Opposition. Man habe über die Vorgehensweise rund um die Vergabe der umstrittenen KAV-Dienstwohnung stets transparent informiert, versicherte die Stadträtin.
"Der Generaldirektor hat immer gesagt, dass er eine angemessene Miete zahlen will", erklärte Wehsely. Und es sei auch schon vor den aktuellen Medienberichten bekannt gewesen, dass Udo Janßen diese nicht sogleich entrichtet habe – sondern erst, als er die entsprechende Vorschreibung erhalten habe.
Noch ein Manager
Wie die Presse berichtet, bewohnt auch der Technische Direktor des AKH, Siegfried Gierlinger, seit 2013 in dem Schwesternheim eine 30 Quadratmeter große Personalwohnung zum Sozialtarif von 96 Euro Monatsmiete. Gierlinger logiert immer noch dort und ist im Gegensatz zu seinem ehemaligen Nachbarn Janßen nicht bereit, eine marktkonforme Miete zu zahlen.
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