Wien: Automaten zurück, trotzdem kein Glück

.
Seit knapp einem Monat gibt es im Prater wieder das "kleine Glücksspiel". Warum die Automaten dort stehen dürfen und wer mit diesen spielt.

Ein kalter Winterabend im Prater. Zwei Kunden stehen an der Kassa beim neuen WINWIN-Standort (ein Tochterunternehmen von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien, Anm.) im Casino Admiral. Einer der beiden Gäste tuschelt mit der Mitarbeiterin. Leise fragt er: "Und ohne Adresse?" Sie verneint. Er dreht sich um, setzt ein Lächeln auf und verschwindet. Der Mann versuchte, ohne Angaben seiner Daten Automaten spielen zu können. "Das passiert öfter. Möglich ist das aber bei uns nicht", erzählt die Mitarbeiterin.

Denn für eine WINWIN-Karte muss man sich registrieren. Ein Personalausweis muss vorgelegt werden, auf einem Formular müssen Vor- und Familienname, Postleitzahl, Wohnort, genaue Adresse und die Nationalität angegeben werden. Außerdem wird eingewilligt, dass das Spielverhalten sowie Dauer und Frequenz des Aufenthalts aufgezeichnet wird. Telefonnummer und eMail-Adresse können freiwillig angegeben werden, ein Foto wird ebenfalls gespeichert.

Gut besucht

Mit der Spielkarte betritt man den Raum. Die rund 50 VLT-Automaten (das Kürzel steht "Video Lottery Terminal") leuchten in bunten Farben wie ein Regenbogen. Die Suche nach dem Topf voll Gold kann beginnen. Die Automaten mit einem Mindesteinsatz von 50 Cent sind besonders gefragt. Dort sitzen die meisten Besucher, hauptsächlich mittleren Alters. Mit ausdruckslosen Gesichtern starren sie auf den Bildschirm; fast schon apathisch drücken sie die Tasten. Die Banknoten werden emotionslos in die Geräte geschoben. Den Schein wahren will ein Mann, geschätzt Mitte vierzig. Er haut mürrisch auf die Spieltasten, drückt im Sekundentakt drauf. Auf die Frage, ob er eine Glückssträhne hat, antwortet er mürrisch: "Warum?" Und ist dabei in sein Spiel vertieft. Seine 1000 Euro Credits schwinden. 977, 976, 975, 974.

Ganz hinten in der letzten Reihe, ein ähnliches Bild. Das Guthaben eines anderen Spielers ist gerade von 130 Euro auf knapp 90 Euro hinuntergerasselt. "Gewinnen tut man hier eh nie was, aber trotzdem probiert man es halt", meint der Zocker. Viele Wiener seien vor der Eröffnung von WINWIN nach Niederösterreich hinausgefahren, um dort dem Automaten-Glücksspiel zu frönen, erzählt er. Was die VLT-Automaten von den herkömmlichen Geräten unterscheidet, hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen. "Keine Ahnung, warum die jetzt wieder eröffnet haben, und das dürfen."

Bei der Auszahlung erhält er Beträge über fünf Euro direkt beim Automaten, Münzbeträge werden nur an der Kassa ausgezahlt. Dort kann auch neues Guthaben per Bon abgeholt werden – bezahlt wird mit Kredit- oder Bankomatkarte. Nach 120 Minuten muss eine Pause von fünf Minuten eingelegt werden.

Eine Spielerin mit Akzent macht bereits Feierabend. "Für mich ist es für heute vorbei", meint sie. "Ich habe gerade 200 Euro verloren. Das ging so schnell, das Spiel hat nicht einmal Spaß gemacht."

Wenig Glück hatte auch ein fast 30-Jähriger daneben. 400 Euro hat er nach eigenen Angaben gerade verloren. "Aber einer hat hier mal 4500 Euro mit einem Einsatz von zehn Euro gewonnen", erzählt der Mann hoffnungsvoll. Der Traum vom Geldregen stirbt zuletzt.

Peter Dobcak, Wirtschaftskammer-Obmann der Fachgruppe Gastronomie, meldet sich jetzt auch zum Thema Glücksspiel zu Wort.

Er fordert im KURIER-Gespräch trotz Verbots eine neue Regelung für die Lokalbetreiber und hofft dabei auf den kommenden Wiener Bürgermeister. "Aus Erfahrungen wissen wir, dass Herr Ludwig durchaus einen pragmatischen Zugang hat", sagt er und appelliert auf ein Umdenken. "Es kann nicht sein, dass die großen Konzerne etwas daran verdienen und man gleichzeitig auf den kleinen Mann hinhaut. Ein oder zwei Geräte würden reichen, um damit das verlorene Zusatzgeschäft zu sichern."

Betriebe hätte vor dem Verbot im Jahr 2015 pro Monat bis zu 2000 Euro mit einem Automaten lukriert und damit ihre Miete abdecken können. Und meint: "Aber nur, wenn der Gastronom nicht mit bürokratischen Superauflagen belegt ist." An Dobcaks Seite ist Helmut Kafka vom Automatenverband, der diese Entscheidung begrüßen würde. "Spielerschutz kommt durch Verbote und extreme Auflagen nicht zustande. Damit erziele ich das Gegenteil. Und zwar, dass die Leute in den ungeregelten Online-Bereich abwandern", sagt er. Mit dem Nachsatz: "Und der Herr Ludwig ist sicher auch an Spielerschutz interessiert."

Mit einem Vorschlaghammer wurden in Wien in Anwesenheit von Stadträtin Ulli Sima spektakulär Spielautomaten zertrümmert, um das Verbot des kleinen Glücksspiels zu unterstreichen. Die neu aufgestellten Video-Lottery-Terminals im Wiener Prater bringen die Automaten über die Hintertür wieder zurück. Weil nicht der Automat selbst, sondern ein Server über Gewinn oder Verlust entscheidet, ist das Aufstellen gesetzlich möglich.

In der Ostregion steht Wien mit seinem Verbot des kleinen Glücksspiels ohnehin allein da. In Niederösterreich sind laut Landesgesetz 1375 Automaten erlaubt. Sie dürfen aber nur in Salons mit mindestens zehn und höchstens 50 Geräten stehen. Die Novomatic-Tochter Admiral hat die Bewilligung für 1165 Geräte, die Firma Amatic Entertainment für 210 Automaten. Im Burgenland stehen legal 236 Spielautomaten von drei Lizenznehmern.

Ähnliche Regelungen gibt es in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark. Nur Tirol, Vorarlberg und Salzburg haben – so wie Wien – das kleine Glücksspiel verboten. Alle Bundesländer kämpfen mithilfe der Finanzpolizei gegen das illegale Glücksspiel. In NÖ wurde dafür eine eigene "SOKO" ins Leben gerufen. Das größte Problem damit hat Oberösterreich. Dort wurden im Vorjahr 1067 illegale Automaten beschlagnahmt.

Kommentare