Wie sich der Tiergarten Schönbrunn auf den Winter vorbereitet

Behutsam steckt sie den Kopf zwischen die dünnen Zweige. Mit ihrer langen, blauen Zunge zupft sie die letzten grünen Blätter ab. Für Giraffen sind Pappel, Rotbuche oder Robinien nämlich appetitliche Leckereien. Doch was tun die meterhohen Naschkatzen in der kalten Jahreszeit, wenn es keine frischen Blätter gibt?
Der Winter steht vor der Tür, auch der Zoo Schönbrunn muss sich darauf vorbereiten. Der KURIER unternahm mit Zoologin Martina Heiderer einen Streifzug, um zu sehen, wie man sich dafür rüstet.
Ab Mai wird Laub eingefroren
Das betrifft natürlich die Futtervorräte: Der Speiseplan der Giraffen etwa ist das ganze Jahr über vielfältig. Neben Heu gibt es Karotten, Petersilie, Fenchel, Sellerie oder rote Rüben. Blattwerk zum Naschen kann im Winter aber nur tiefgekühlt serviert werden. „Ab Mai wird Laub im Rahmen einer Kooperation mit den Bundesforsten aus dem Wienerwald in 120-Liter-Säcken eingefroren“, so Heiderer.
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Der Winter steht vor der Tür. Einige Tiere, etwa die Rentiere, leben bei diesen Temperaturen erst so richtig auf.
Ein bis zwei Säcke gibt es dann täglich für die sechs Giraffen als Zusatzfutter. Eingefüllt wird das Laub etwa in Mobiles, die im Gehege von der Decke hängen: „Mit der Zunge müssen die Giraffen Bälle zur Seite drücken, um an das Laub zu kommen. Das trainiert auch die Zungenmotorik“, erklärt Tierpflegerin Gerlinde Hillebrand.
Elefanten mögen Schnee
Die Gehege werden, wo nötig, natürlich entsprechend temperiert. Viele Tiere, die eher in wärmeren Gefilden leben, gehen im Winter dennoch gerne ins Freie: „Die Elefanten mögen zum Beispiel Schnee“, erzählt Heiderer. Nur die großen Ohren dürften nicht zu sehr auskühlen, fügt die Expertin hinzu. Auch Giraffen sind im Winter gerne draußen. „Man muss nur aufpassen, dass sie mit den Hufen nicht am gefrorenen Boden ausrutschen.“
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Anders die Griechische Landschildkröte: Sie verbringen die kalten Monate in der Winterstarre. „Bei wechselwarmen Tieren erstarren die Muskeln, auch der Stoffwechsel wird heruntergefahren“, so Tierpflegerin Nina Klammer. Wird es kalt, kriechen sie in eine Steinhöhle im Gehege. Im Frühjahr wird durch eine Plexiglasscheibe Licht in die Höhle gelassen – durch die Wärme erwachen die Tiere zu neuem Leben. Wer selbst Schildkröten hält, kann sie übrigens in einem Kühlschrank bei rund vier Grad, aber auch im Keller oder am Dachboden aufbewahren.

Die putzigen Präriehunde in Schönbrunn halten Winterruhe.
Der älteste Zoo: Schönbrunn gilt als ältester Zoo der Welt. Gegründet wurde er 1752 von Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, dem Gemahl Maria Theresias.
7.749 Tiere leben derzeit in Schönbrunn.
Öffnungszeiten: Von Oktober bis Dezember jeden Tag von 9 bis 16.30 Uhr; Eintritt: 13–26 €.
Warm im Winter: Nicht nur die Tiere, auch die Besucher können sich beispielsweise in der Orangerie, im Singvogelhaus, im Aquarienhaus oder im Regenwaldhaus bei tropischen 25 Grad aufwärmen.
Schildkröten, Präriehunde und Ziesel gehören übrigens zu den wenigen Tieren, die man im Winter im Zoo nicht zu Gesicht bekommt. Die Präriehunde halten Winterruhe: Ihre Winter bestehen aus Schlafen, kurzen Pausen zum Fressen – und sofortigem Weiterschlafen. Die Ziesel wiederum halten richtigen Winterschlaf: Das heißt, sie ruhen ohne Unterbrechung.
Berberaffen kuscheln miteinander
Die aus Nordafrika stammenden Berberaffen wiederum gehören zu den Tieren, die grundsätzlich flexibel sind, was die Temperaturen anbelangt: „Sie schlafen auch bei niedrigen Temperaturen im Freien und kuscheln halt miteinander“, erklärt Tierpfleger Marko Ascher. Unter einigen Felsen gibt es Wärmeplatten: „So bleiben sie frei von Eis – und die Tiere haben es ein bisserl gemütlicher.“
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Ganz in ihrem Element im Winter sind hingegen die Rentiere: „Sobald es unter 20 Grad hat, werden sie deutlich aktiver“, erklärt Tierpflegerin Judith Ettmüller. Und in ihrem Gehege ist es auch im Winter schön grün: Die Fichten, die dort aufgehängt sind, sind aber keine weihnachtliche Dekoration: Die Rentiere schaben sich an diesen Bäumen die Haut ihres Geweihs ab, die im Herbst abstirbt.
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