Weiße Wände gegen die Hitze: "Wien soll sich ändern"

Weiße Wände gegen die Hitze: "Wien soll sich ändern"
Hitzetage und Tropennächte werden zunehmen. Der Wohnbau muss reagieren, fordert Planungssprecher Chorherr

40 Hitzetage und 28 Tropennächte gab es heuer bereits in der Inneren Stadt. Damit ist der heurige Sommer der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767. Und es wird wohl immer heißer werden.

Höchste Zeit sich dem Klimawandel im Bereich Wohnbau verstärkt zu widmen, findet der grüne Planungssprecher Christoph Chorherr und lud zum Pressetermin in das Passivhaus-Projekt "Join In" in den Mautner-Markthof Gründen.

"Weltstadt der Passivhäuser"

Weiße Wände gegen die Hitze: "Wien soll sich ändern"
passivhaus, join in
Denn Passivhäuser, argumentierte Chorherr, wären eine äußerst gute Möglichkeit die Treibgasemissionen zu reduzieren. Aufgrund der guten Wärmedämmung bleibt bei Passivhäusern maximal ein Heizwärmebedarf von 15kWh übrig. Und den könne man mit erneuerbaren Energieträgern nachhaltig und ressourcenschonend herstellen. Derzeit sei man mit 450.000 Quadratmetern "Welthauptstadt der Passivhäuser". Da dürfe man nicht nachlassen. Das Wohnbauressort, meinte Chorherr weiter, sollte sich dem Thema viel stärker annehmen.

Im Büro von Wohnbaustadt Michael Ludwig (SPÖ) argumentiert man, in puncto Umweltschutz und Anti-Hitze-Maßnahmen bereits sehr aktiv zu sein. Allein im vergangenen Jahrzehnt wurden rund 10.000 Wohnungen im Niedrigenergiestandard errichtet. Eine Novelle in der Sanierungsverordnung sorge für besseren Wärmeschutz. Dieser hält wiederum im Sommer die Hitze draußen. Und: Bei Neubauprojekten ist je 250 Quadratmeter ein neuer Baum verpflichtend.

Passivhäuser stünden aber jedenfalls auch auf der Agenda.

Weiße Wände, begrünte Dächer

Weiße Wände gegen die Hitze: "Wien soll sich ändern"
Interview mit dem österreichischen Politker Christoph Chorherr. Wien, am 07.12.2015
Nicht nur wegen der Treibhausgase seien Passivhäuser übrigens der richtige Weg, erläutert Chorherr. Auch wegen der Temperatur in den Wohnungen. Beim Lokalaugenschein im "Join In"-Haus Mittwochvormittag, an einem der letzten heißen Sommertage des Jahres, war es auch in den Dachgeschoßwohnungen angenehm temperiert.

Kühle Räume schaffen - das wird bei zunehmenden Hitzetagen immer mehr zur Herausforderung werden.

Hier gibt es zwei Strategien: Fassaden und Dächer begrünen (Kühlung durch Verdunstung) oder Häuserwände weiß bzw. hell einfärben (Kühlung durch Reflexion). " Jeder kennt das aus dem Griechenlandurlaub", meinte Chorherr. "Weiße Fassaden reflektieren die Hitze und die Häuser heizen sich nicht so auf. Das wäre auch für Wien sinnvoll. Wir brauchen hier einen Kulturwandel. Wiens Gesicht muss sich in den kommenden Jahren verändern."

Geht es nach dem grünen Planungssprecher, sollen dunkle Fassaden künftig nur mehr bei triftigen Gründen verwendet werden dürfen. "Hier reicht kein neuer Paragraf in der Bauordnung. Das muss ins Bewusstsein aller Österreicher."

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