Doch der Weingut-Chef soll letztlich mit seinen Ausgliederungsplänen am mächtigen Forstdirektor Andreas Januskovecz gescheitert sein, denn der Betrieb mit 60 Hektar Anbaufläche ressortiert bei der MA 49 (Forst- und Landwirtschaftsbetrieb) und wird mitunter wie eine Amtsstube geleitet. Seit der Kündigung Podsedniks ist der Großbetrieb am Cobenzl aber führungslos; und nachdem auch Januskovecz – wie berichtet – mit 1. Mai die Leitung der MA 49 abgibt, wird es mit einem Nachfolger (oder einer Nachfolgerin) wohl noch etwas dauern.
Doch so genau weiß das niemand – und die Stadt Wien ist diesbezüglich äußerst verschlossen, wie eine aktuelle Anfragebeantwortung zeigt. So wollte die Wiener ÖVP in 19 Fragen vom zuständigen SPÖ-Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky wissen, was in der brisanten Causa nun Sache ist – und erhielt auf keine einzige eine konkrete Antwort.
Nicht einmal „harmlose“ Fragen wie: „Wann wird diese Stelle offiziell ausgeschrieben?“ oder „Über wie viel Hektar Rebflächen verfügt das Weingut Cobenzl?“ wurden beantwortet.
Auch nicht heiklere, ob es etwa konkrete Compliance-Regelungen gibt, in welchem Ausmaß respektive, ob überhaupt stadtinterne Abteilungen Gratis-Wein vom Cobenzl beziehen dürfen.
Czernohorszky verwies einerseits auf den „Schutz der Persönlichkeitsrechte von aktiven als auch ehemaligen Mitarbeitern“, andererseits aufs Betriebsgeheimnis: „Die Veröffentlichung von Betriebsdaten kann für einen privatwirtschaftlich agierenden Betrieb der Stadt Wien negative wirtschaftliche, rechtliche, als auch gegebenenfalls reputative Auswirkungen haben.“
Der Stadtrat versichert aber, dass das Weingut „nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit“ agiere und alle Aspekte des Compliance-Managements wahre.
Ob dies tatsächlich zutreffend ist, könnte aber wohl nur der Rechnungshof erkunden. Bisher haben die Prüfinstanzen auf Landes- und Bundesebene aber noch keine näheren Einblicke in den kommunalen Weinbaubetrieb genommen.
Für ÖVP ist Aufklärung nötig
Für ÖVP-Gemeinderätin Elisabeth Olischar ist das Vorgehen in dieser Sache empörend: „Die Stadtregierung verschanzt sich wieder einmal hinter angeblichen Betriebsgeheimnissen und dem Datenschutz. Angesichts der mutmaßlichen Malversationen rund um das Weingut Cobenzl braucht es endlich Antworten. Anstatt die Öffentlichkeit weiterhin im Dunklen zu lassen, ist Aufklärung ein Gebot der Stunde“, sagt sie.
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