Warum Wiens Weingut-Chef still und heimlich abserviert wurde

Warum Wiens Weingut-Chef still und heimlich abserviert wurde
Gut Cobenzl: Der Betriebsleiter Thomas Podsednik war zuvor 35 Jahre lang im Amt. Er verabschiedete sich nicht freiwillig.

Wenn das Weingut Cobenzl beim Wiener Weinpreis die Goldmedaillen abräumt oder wenn auf die Biozertifizierung angestoßen wird – auf allen Werbekanälen der Stadt Wien wird das eigene Weingut regelmäßig abgefeiert. Stets nicht weit ist ein Mann, der vor mehr als 35 Jahren begonnen hat, den darniederliegenden Betrieb am Cobenzl in lichte Höhen zu führen: Thomas Podsednik.

Doch wenn derjenige, der für den Aufschwung des Weinguts gesorgt hat, still und heimlich aus dem Amt scheidet, ist das dem Pressedienst im Rathaus keine einzige Zeile wert. Alles kein Zufall, denn Podsednik ist nicht freiwillig gegangen.

Der KURIER hat die Hintergründe dieses Falls, der für das SPÖ-Imperium höchst ungewöhnlich ist, recherchiert.

Fakt ist, dass Podsednik heuer seinen letzten Jahrgang erlebt hat, ohne diesen noch richtig verkosten zu können. Auf seinem privatem Facebook-Account ist bereits zu lesen: „Hat als Betriebsleiter bei Weingut Wien Cobenzl gearbeitet“; zugleich ist sein Name von der Homepage verschwunden, auch alte Fotos sind nicht zu finden.

Zweifelsfrei ein bitterer Abgang für den 57-Jährigen, der seit 1988 den Betrieb mit 60 Hektar Weingärten geleitet hat und in der Winzer-Szene in höchsten Tönen gelobt wird.

Einen Machtkampf verloren

Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass Podsednik den Machtkampf mit Forstdirektor Andreas Januskovecz verloren hat. Letzterer ist Chef der MA 49 (Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb), zu der das Weingut Cobenzl ressortiert. Podsednik soll allerdings darauf hingearbeitet haben, den Weinbaubetrieb als eigene Unternehmung auszugliedern, um unabhängiger und flexibler agieren zu könnten.

Warum Wiens Weingut-Chef still und heimlich abserviert wurde

Thomas Podsenik mit Stadträtin Ulli Sima im Jahr 2020, als das Weingut Cobenzl bio-zertifiziert wurde

Interne Revision

„Das wäre auch richtig, denn man kann ein Weingut nicht wie eine Magistratsabteilung mit fixen Arbeitszeiten führen, sondern muss rasch reagieren, wenn das Unkraut sprießt“, sagt ein Insider. Doch der in der SPÖ besser vernetzte Januskovecz wollte sich seine Abteilung nicht zerschlagen lassen – und soll Podsedniks Ambitionen mit einer Prüfung durch die interne Revision gekontert haben.

„Wenn man etwas finden will, findet man immer etwas“, wird erzählt. Konkret sollen ihm nicht erfolgte öffentliche Ausschreibungen (etwa für Erntehelfer) zum Verhängnis geworden sein.

Die Aktion war jedenfalls ein probates Mittel, um den Weingut-Chef mit einer einvernehmlichen Vertragsauflösung halbwegs sauber abzuservieren statt öffentlich Schmutzwäsche zu waschen. Denn andererseits soll Podsednik auch über brisantes Insiderwissen verfügen, etwa darüber, wer aller im Rathaus edle Cobenzl-Topfen lukrierte – als kostenfreie Kostproben. Weshalb der Abschied zumindest finanziell für ihn eine süße Note hatte.

Dennoch sei er „tieftraurig“ über den Verlust seines Lebenswerkes, wie ein Wegbegleiter berichtet. Was sagen die Beteiligten zu der Affäre? Podsednik konnte nicht erreicht werden, und Januskovecz bat um Verständnis, „dass aus betrieblichen und datenschutzrechtlichen Gründen keine Stellungnahme abgegeben wird“.

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