Nach der Wien-Wahl am 27. April heißt es für viele Politiker im Gemeinderat Abschied nehmen. Doch die neue Legislaturperiode wird auch für drei der mächtigsten und medial präsentesten Rathausbeamten das Karriereende als Magistratsleiter bringen.
Mit Forstdirektor Andreas Januskovecz (MA49), Stadtgartendirektor Rainer Weisgram (MA42) und Müllabfuhr-Chef Josef Thon (MA48) gibt in den nächsten Monaten ein Triumvirat, das den Rathausbetrieb mehr als zwei Dekaden lang geprägt hat, die Leitungsfunktion ab.
Brennpunkt Cobenzl
Überraschend kommt das Aus bei Januskovecz, denn der 60-Jährige tritt unmittelbar nach der Wahl ab – und das deutlich vor dem Regelpensionsalter. Warum? Gerüchten zufolge gibt es einen Zusammenhang mit zwei Konfliktfeldern am Cobenzl, bei denen der 2001 bestellte Forstdirektor keine gute Figur gemacht hat: Dass die „Weitsicht Cobenzl“ aus dem Ruder gelaufen ist und letztlich fast 18 Millionen Euro Steuergeld verschlungen hat, und dass im Vorjahr Weingut-Chef Thomas Podsednik nach 35 Jahren am Cobenzl abserviert wurde, nehmen Januskovecz noch viele übel. Aus dem Mund eines Stadtrats fällt da schon mal das Wort „Schweinerei“.
Dass Januskovecz deshalb die Flucht (nach vorne) angetreten hat, stellt er freilich in Abrede – vielmehr wolle er sich ausschließlich auf seine zweite Rolle als Klimadirektor konzentrieren. „Die Aufgaben im Klimabereich werden immer mehr. Ich kann nicht zwei vollwertige Jobs nebeneinander führen“, sagt Januskovecz zum KURIER. Daher verlasse er die Abteilung „schweren Herzens“ – nach insgesamt 46 Jahren. Zu seinen Kritikern meint er: „In 24 Jahren an der Spitze trifft man viele Entscheidungen, die nicht allen taugen. Man kann nicht Everybody's Darling sein.“
48er-Chef Thon möchte bleiben
Nicht ganz ohne Zwischentöne verläuft auch der Abschied des umtriebigen 48er-Chefs Thon. Seine Zeit als oberster Mistkübler der Stadt läuft eigentlich mit April 2026 ab, wenn er das 65. Lebensjahr vollenden wird. Doch schon jetzt kursieren Gerüchte, wonach Thon die orange Kluft (etwa mit Konsulentenverträgen) behalten will. Und zwar mit dem Argument, dass ja auch seine Ehefrau – SPÖ-Planungsstadträtin Ulli Sima – fünf weitere Jahre als Politikerin anhängen werde.
Langzeit-Stadträtin Ulli Sima
Sima ist das längstdienende Mitglied der Wiener Stadtregierung; als sie im Juli 2004 zur Umweltstadträtin avancierte, war Thon gerade einmal 14 Tage 48er-Chef.
Sollte Sima nicht – wie kolportiert – neue Landtagspräsidentin, sondern vielleicht politisch wieder für die Mistkübler zuständig werden, dürfte Thons Begehr leichter umsetzbar sein. Dann wäre – gemäß einem 48er-Spruch – die „FaMÜLLie“ ja wieder vereint. Alles sei „noch offen“, bestätigte eine MA48-Sprecherin.
Weisgram kam 2005
Demgegenüber soll der Ruhestand des obersten Stadtgärtners friktionsfrei verlaufen: Weisgram zog 2005 in die prunkvolle Direktion am Stadtpark ein, als bald 64-Jähriger wird er sie in den nächsten Monaten räumen. Kritiker finden: Je früher, desto besser, denn insbesondere beim Baumschutz habe er versagt. Ob die in Weisgrams Amtszeit zahlreich gepflanzten Jungbäume „klimafit“ sind, wird aber erst die Zukunft weisen.
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