Wegen Verkehrsunfall: Österreicher in Serbien inhaftiert

Wegen Verkehrsunfall: Österreicher in Serbien inhaftiert
Ein Unfall in Serbien brachte Christian Bucher ins Gefängnis. Ein Interview über seine Schuld und seine Enttäuschung.

Sechs Häftlinge auf nur 16,5 m² – in der Zelle von Christian Bucher, 49, im Gefängnis Srmska Mitrovica steigen sich die Insassen auf die Zehen. Der Wiener EDV-Techniker verschuldete in Ostserbien einen Verkehrsunfall. Ein Serbe starb. Ein Gericht verdonnerte ihn im März zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Seine Hoffnung, nach Österreich überstellt zu werden, schrumpft von Tag zu Tag. Die Rückholaktion geriet ins Stocken. Am Postweg retournierte Bucher die Antworten auf die KURIER-Fragen. "Hoffentlich bis demnächst in Wien", fügte er bei.

KURIER: Ein Mann starb, weil Sie einen Fahrfehler gemacht haben. Wie gehen Sie damit um?

Christian Bucher: Da brach im ersten Moment schon eine Welt zusammen. Mann will der betroffenen Familie begreiflich machen, wie leid es einem tut und dieser auch helfen. Irgendwann kommt allerdings der Punkt, an dem man für sich selbst entscheiden muss, selber weiter zu leben.

Sie sind in einer winzigen, überbelegten Zelle. Wie geht es Ihnen in der Haft?

Man hat mich in einen kleinen und daher relativ sicheren Block untergebracht. Dass hier ein zweiter Österreicher ist, kommt mir entgegen. Wenn man hier ist, hat man das Schlimmste überstanden. Die Bedingungen in der einmonatigen Quarantäne waren haarsträubend. Von den Serben werden wir im Großen und Ganzen anständig behandelt. Zumindest nicht schlechter als ihre eigenen Leute.

Wann werden Sie überstellt?

Ich hoffe, dass es nicht mehr lange dauert. Dass es allerdings auf österreichischer Seite überhaupt so lange gebraucht hat, ist enttäuschend. Vor allem dann, wenn man ins Auge fasst, dass sich die serbischen Behörden sehr bemüht haben und rasch reagierten. Die Informationspolitik des Justizministeriums war da nicht unbedingt hilfreich. Besonders die Aussage einer Mitarbeiterin meiner Mutter gegenüber – "ist doch egal, ob er dort oder hier sitzt" – fand ich so nicht angebracht.

Wie ist Ihr Tagesablauf in der Haft?

Die Anstalt ist nahezu doppelt belegt. Das heißt, alles beschränkt sich auf eine reine Verwaltung der Insassen. Der Höhepunkt sind nachmittags zwei Stunden am Sportplatz. Meistens lerne ich Mathematik, was neben einem Fernseher, der 18 Stunden am Tag läuft, nicht immer einfach ist.

Ihre Familie kann Sie nur alle drei Monate besuchen. Wie einsam sind Sie?

Zu meinem großen Glück gibt es einen neuen Vizekonsul in der Botschaft. Er ist telefonisch immer erreichbar und äußerst bemüht, mir zu helfen.

Seit fünf Monaten läuft Ihr Überstellungsverfahren. Worum würden Sie die österreichische Justizminister bitten?

Ganz allgemein: Man sollte bedenken, dass einem als Ausländer hier Rechtsmittel nur auf dem Papier zustehen. Aufgrund der Verfahrensdauer ist es unmöglich, diese in Anspruch zu nehmen. Es wäre in den Möglichkeiten des Justizministeriums gelegen, dies durch eine zügige und ernsthafte Bearbeitung teilweise zu kompensieren.

Überstellung: Ein langer Behördenweg

Die Justiz bearbeitet im Jahr zehn Überstellungen nach Österreich. Der Häftling wird hierzulande nochmalsverurteilt. Jedoch muss das Gericht das Strafausmaß übernehmen. Bei Bucher, der in Serbien zwei Jahre und drei Monate wegen fahrlässiger Tötung ausfasste, ergab sich eine Diskrepanz: In Österreich erhielt er die Höchststrafe von einem Jahr Haft – somit weniger als in Serbien. Die serbischen Behörden zögern nun mit ihrer Zustimmung.

Kommentare