Was Wien unternimmt, um Extremismus zu unterbinden

Was Wien unternimmt, um Extremismus zu unterbinden
Experte untersuchte ein Jahr nach dem Terroranschlag in der Innenstadt das Wiener Präventionsnetzwerk

Seit 2014 existiert das „Wiener Netzwerk Demokratiekultur und Prävention“ (WNED) – ein vielschichtiges Angebot, an dem sich eine große Zahl von Institutionen beteiligen, die mit jungen Menschen zu tun haben. Das Ziel: Mit Vorsorge-Maßnahmen verhindern, dass sich vor allem junge Menschen radikalisieren und anfällig werden für islamistische Hassbotschaften. Laut Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auch international betrachtet ein Pionier-Projekt.

Netzwerk

Gegründet wurde das Netzwerk seinerzeit, nachdem auch Schüler aus Wien nach Syrien in den Jihad gezogen waren. Nun, sieben Jahre später, wurde die Präventionsarbeit im Rahmen einer Studie wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse wurden nicht zufällig kurz vor dem ersten Jahrestag der Wiener Terror-Attacke vom 2. November 2020 präsentiert.

Opfer-Narrativ

Für den Studienautor, den Terrorismus-Experten Nicolas Stockhammer, erfolge die Radikalisierung Jugendlicher sehr häufig über propagandistisch ausgeschlachtete Gewalt- oder Opfer-Narrative – etwa von der Unterdrückung muslimischer Gesellschaften durch den Westen, gegen die man in den Jihad ziehen müsse.

Junge Menschen könne man vor der Wirksamkeit solcher Botschaften bewahren, indem man ihnen Gegen-Narrative anbiete, so der Experte. Positiv in diesem Zusammenhang erwähnt er das Wiener Projekt Jamal al-Khatib, bei der mit der Figur eines desillusionierten jugendlichen Häftlings gearbeitet wurde, der Alterskollegen davor bewahren wollte, denselben Fehler zu begehen. Seine Botschaften wurden über Soziale Medien vermittelt.

Laut Stockhammer könne Wien aber noch viel von erfolgreichen ausländischen Projekten lernen. Etwa mit der Initiative C4C – eine Multimedia-Lernplattform, bei der Terror-Opfer und ihre Angehörigen zu Wort kommen und mit ihren Berichten die extremistischen Narrative widerlegen.

Der Experte empfiehlt zudem eine Erweiterung des Präventionsnetzwerkes auf das rechtsextreme Spektrum und die immer größer werdende Nische der Weltverschwörungstheoretiker und Staatsverweigerer.

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