Warum man in Wien derzeit so lange auf die Öffis wartet

Warum man in Wien derzeit so lange auf die Öffis wartet
Der Personalmangel macht den Wiener Linien derzeit schwer zu schaffen. Bis Herbst soll das Problem aber so weit behoben werden, dass man zum ursprünglichen Fahrplan zurückkehren kann.

Die Wiener Linien verändern mit 9. Jänner erneut ihren Fahrplan – zuletzt war das vergangenen November der Fall. Die Wartezeiten auf Bus und Bim werden nun um bis zu 2,5 Minuten verlängert. Grund für die erneute Fahrplananpassung sind die fehlenden Straßenbahn- und Buslenker.

  • Wie viel Personal fehlt den Wiener Linien?

Insgesamt arbeiten 8.700 Menschen bei den Wiener Linien. Davon sind mit Stand Anfang Jänner rund 1.200 Buslenker und 1.300 Straßenbahnlenker. Um den planmäßigen Betrieb aber wieder aufnehmen zu können, werden derzeit jeweils 100 neue Bus- und Straßenbahnlenker gesucht.

U-Bahn-Fahrer dagegen gibt es viel weniger. Rund 500 und das reiche derzeit, sagt Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

  • Wie kam es zum Personalmangel?

Grund für den akuten Personalmangel sind laut Wiener Linien zahlreiche Krankenstände, fehlende Bewerber und die Pensionierungswelle. Den Vorwurf, dass das Unternehmen den Generationenwechsel verschlafen habe, dementiert Reinagl: „Wir haben trotz Pensionierungswelle sehr lange sehr leicht Mitarbeiter gefunden. Nach Corona ist aber der Arbeitskräftemarkt ausgetrocknet.“

  • Wie viele Pensionierungen gab es 2022 und wie viele Mitarbeiter wurden neu eingestellt?

Im Jahr 2022 sind rund 600 Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen, heißt es bei den Wiener Linien. Mit einer ähnlichen Zahl rechnet man auch für dieses Jahr.

Neu aufgenommen wurden im Jahr 2022 dagegen 900 Mitarbeiter. Das sind zwar um 300 Mitarbeiter mehr als in Pension gegangen sind, die hohe Fluktuation senke die Zahl der neuen Mitarbeiter aber deutlich, heißt es. „Dieses Phänomen haben wir derzeit nicht so im Griff, weil wir es bisher nicht kannten“, sagt Reinagl.

  • Wie viele Mitarbeiter sollen ausgebildet werden?

Zwischen 2020 und 2023 haben die Wiener Linien die Ausbildungsplätze von 380 auf 680 angehoben. Die Kurse, die bis zum Sommer angeboten werden, seien gut gebucht. „Teilweise sogar überbucht, weil nicht alle Bewerber tatsächlich mit der Ausbildung beginnen“, sagt Reinagl. Die Zahl der „No Shows“, also jener Bewerber, die nicht zum Bewerbungstermin erschienen sind, ist laut Wiener Linien von 21 Prozent im Jahr 2021 auf 35 Prozent im Jahr 2022 gestiegen.

Andere Bewerber dagegen würden die Ausbildung abschließen, den Beruf dann aber nie ausüben. Die Gründe dafür seien zahlreich. Darunter auch die Arbeitszeiten, sagt Reinagl.

  • Wie steht es um die Krankenstände?

Vor allem die Krankenstände haben laut Wiener Linien zuletzt zu den längeren Wartezeiten geführt. Mit Stichtag 4. Jänner waren 107 Busfahrer und 167 Straßenbahnlenker im Krankenstand. Bei den Betriebsinformationen wird seit Anfang Jänner explizit ausgeschrieben, wenn Personalmangel der Grund für Verspätungen ist, heißt es. Einzusehen ist das ab sofort auf der Website oder in der WienMobil-App.

  • Kann jeder Fahrer jede Linie befahren?

Zum Teil. Jeder Straßenbahnfahrer ist einem Sektor, jeder Busfahrer einer Garage zugeteilt. Die Fahrer befahren die zum Sektor oder zur Garage gehörigen Linien. Zu achten ist dabei aber auf den Fahrzeugtyp.

Sollte es in einem Sektor oder einer Garage zu Personalengpässen kommen, könne Personal aus anderen Sektoren oder Garagen dorthin verlegt werden, heißt es bei den Wiener Linien.

  • Wann kehrt der ursprüngliche Fahrplan zurück?

Die Wiener Linien gehen derzeit von einer Verbesserung der Personalsituation bis Herbst 2023 aus. Dann will man wieder zum ursprünglichen Fahrplan zurückkehren.

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