K.-o.-Tropfen und Energiekrise: Clubs vor neuen Herausforderungen

K.-o.-Tropfen und Energiekrise: Clubs vor neuen Herausforderungen
Im August hat die zur Dauer-Einrichtung gereifte Vienna Club Commission ihre Arbeit aufgenommen. An Herausforderungen für die Szene mangelt es nicht.

Auf das fixe Büro müssen sie noch etwas warten, in die inhaltliche Arbeit sind Martina Brunner und Thomas Heher aber schon voll eingestiegen. Die beiden leiten als Co-Geschäftsführerin und -Geschäftsführer die nunmehr institutionalisierte Vienna Club Commission (VCC), die als zentrale Servicestelle der Stadt für die Stadt, für die Anrainer, vor allem aber für die Szene, also Clubbetreiber und Veranstalter, dienen soll.

An Herausforderungen mangelt es dabei nicht. Ging es in den vergangenen beiden Wintern, während der Pilotphase der Club Commission, vorrangig um Corona und dadurch bedingte Einschränkungen für die Nachtgastronomie, schlägt jetzt die Energiekrise voll durch.

Das Betreiben eines Clubs ist extrem energieaufwendig, besonders Lüftungs- und Tonanlagen schlucken viel Strom.

Infrastrukturförderung

Gleichzeitig können die Clubs die höheren Kosten nicht einfach an das Publikum weitergeben, ohne es zu vertreiben. „Hier geht es darum, sich auszutauschen, Netzwerke aufzubauen und Vorschläge zu erarbeiten, wie die Stadt strukturell helfen kann“, sagt Heher.

Denkbar wären ein ermäßigter Steuersatz wie bereits während Corona, aber auch eine Infrastrukturförderung. Letztere könnte Themen wie Schallschutz und die barrierefreie Gestaltung von Clubs umfassen.

Einbindung der Szene

Konkrete Vorschläge sollen und müssen aber – wie bei allen Themen, die die Club Commission behandelt – aus der Szene selbst kommen, betonen Brunner und Heher.

"Ich glaube, dass das vielen gefehlt hat: Diese eine Stelle, wo man die individuellen Sorgen und Ängste rund um die Club- und Veranstaltungsszene deponieren kann"

von Martina Brunner

Co-Geschäftsführerin Vienna Club Commission

Um das zu gewährleisten, werden die Themen über Fokusgruppen abgearbeitet. Diese sollen sich, zusammengesetzt aus bis zu 15 Personen aus der Szene, alle drei Wochen treffen, dadurch deren Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und Lösungen erarbeiten.

K.-o.-Tropfen und Energiekrise: Clubs vor neuen Herausforderungen

Martina Brunner (28) koordiniert die inhaltliche Arbeit, Co-Geschäftsführer Thomas Heher (47) unterstützt sie in kaufmännischen Belangen

Einmal im Quartal werden die Ergebnisse der Fokusgruppen in einem großen Plenum, den „Fokusgruppensessions“, zusammengeführt. Diese sind für alle Zielgruppen (Politik, Magistrat etc.) sowie die Öffentlichkeit zugänglich und sollen so auch als zentrales Kommunikationselement der Club Commission dienen. (Die erste findet kommenden Montag um 16.30 Uhr im Flex statt, Anm.)

In diesen Sessions wird auch entschieden, wie es mit den einzelnen Schwerpunktthemen weitergehen soll.

Drogen-Aufklärung

Die zweite Fokusgruppe soll sich schwerpunktmäßig dem Thema „Safer party, safer nightlife“ („Sichere Party, sichereres Nachtleben, Anm.) widmen – mit einem besonderen Fokus auf das Thema Drogen. Einerseits im Kontext des freiwilligen (deshalb nicht minder riskanten) Konsums: „Hier wollen wir alle Beteiligten – Gäste, Securities, Barpersonal – für die Thematik sensibilisieren und Aufklärung betreiben, auch in Kooperation mit bestehenden Anlaufstellen“, sagt Brunner.

Andererseits aber auch bei der ungleich gefährlicheren unfreiwilligen Verabreichung von Drogen. Denn: „Die Vorfälle mit K.-o.-Tropfen nehmen aktuell zu“, sagt Brunner. Sind sich Personal, aber auch Gäste der Gefahr bewusst und entsprechend aufmerksamer, etwa wenn es gilt, das eigene Getränk im Auge zu behalten, trägt das dazu bei, Clubs sicherer zu machen.

Wobei Vorfälle mit K.-o.-Tropfen auf kleinen Partys genauso gemeldet werden wie auf Konzerten oder in Großraumdiscos.

Hohe Auflagen

Der Schwerpunkt der dritten Fokusgruppe wird schließlich auf dem Thema „Clubkultur im öffentlichen Raum“ liegen. „Derzeit ist es für junge Kollektive relativ herausfordernd, im öffentlichen Raum zu veranstalten“, sagt Brunner. „Es ist bürokratisch, mit hohen Kosten und hohen Anforderungen an die Infrastruktur verbunden.“

In manchen deutschen Städten wurde es in den vergangenen Jahren erleichtert, im öffentlichen Raum, etwa in Parks, zu veranstalten – ähnliches wäre im Rahmen eines Pilotprojekts auch für Wien denkbar. Konkrete Vorschläge müssen wieder die direkt Betroffenen erarbeiten.

Den grundsätzlichen Wert der Clubkultur hat die Stadt mit der Einrichtung der Club Commission bereits anerkannt. Die Finanzierung ist gesichert, die Struktur steht.

Jetzt muss die Szene liefern. Und die Stadt zuhören.

 

viennaclubcommission.at

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