Viele Frauen klagen über sexuelle Belästigung auf der Donauinsel

Frauen berichten über sexuelle Belästigungen auf der Donauinsel
Polizei reagiert auf Vorfälle und will kommende Woche die Überwachung intensivieren.

Vergangenes Wochenende hat eine versuchte Vergewaltigung das Donauinselfest überschattet. Auch abseits davon beklagen sich Frauen über Unwohlsein an gewissen Stellen der Donauinsel. Maja (Name geändert) hat schon öfters unangenehme Erfahrungen gemacht: "Ich liege gerne in den kleinen Buchten gegen Inselende, Richtung Klosterneuburg. Da ist eigentlich kein FKK-Bereich. Das letzte Mal ist ein Mann gekommen und hat sich unangenehm nahe zu mir gelegt, obwohl sonst niemand da war. Er hat sich dann ganz nackt ausgezogen und mich gefragt, ob er mich einschmieren soll oder ob ich es bei ihm machen kann."

Maja hat Angst bekommen und ihre Sachen gepackt. "Ich hab schon früher unangenehme Erfahrungen auf der Insel gemacht als jemand neben mir angefangen hat zu onanieren, daraus habe ich gelernt." Deswegen hat sie ihm laut gesagt, dass sie das für unangebracht hält und ist schnell weggegangen. "Schlussendlich bin ich weg und nicht er." Auch Kathrin hat ähnliche Erfahrungen gemacht: "Ich hab schon so oft auf der Insel jemanden gesehen, der öffentlich onaniert. Und ich will es einfach nicht sehen." Einmal hat sich jemand sogar anal mit einem Gegenstand befriedigt.

"Für den Täter ist sein Handeln eine Machtdemonstration. Für das Opfer ist es sehr erniedrigend, weil es nicht entscheiden kann, was es sieht", erklärt Martina Steiner, stellvertretende Leiterin vom 24-Stunden-Frauennotruf.

Polizei reagiert

Ella meidet gewisse Abschnitte der Donauinsel beim Laufen, weil sie sich dort unwohl fühlt. "Orte, wo Lichtverhältnisse schwierig sind oder wenig los ist, was bei der Donauinsel definitiv der Fall ist, vermitteln immer ein subjektives Unsicherheitsgefühl", sagt eine Sprecherin von Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).

Die Polizei fährt regelmäßig Streife. Nächste Woche wird sie an einem Tag die Insel noch intensiver als bisher überwachen. Genaue Statistiken zu den Vorfällen gibt es keine, weil kaum ein Opfer Anzeige erstattet. "Es muss wirklich die Polizei gerufen werden, damit wir konkret was tun können", sagt Polizeisprecherin Irina Steirer.

"Es gibt eine einfache Grundregel: Immer laut Nein sagen. Wenn es die Möglichkeit gibt, von anderen gehört zu werden, hilft es, den Täter per Sie anzusprechen. Menschen, die das hören, verstehen, dass der Täter unbekannt und es kein Spaß ist", erklärt Martina Steiner, stellvertretende Leiterin des 24-Stunden-Frauennotrufs.

"Wenn es Passanten gibt, ist es am besten, diese anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Und immer die Polizei rufen – lieber einmal zu oft als zu wenig", sagt die Expertin. Dadurch könne der Belästiger vielleicht abgeschreckt werden.

"Viele Betroffene empfinden das Erlebte traumatisierend oder sind überfordert davon. Unser Rat daher: An professionelle Einrichtungen wenden", sagt Steiner. "Wenn man so etwas nicht erlebt hat, wirkt es vielleicht, als wäre nichts gewesen. Die subjektive Wahrnehmung ist aber ganz anders." 2016 verzeichnete der Notruf 634 Beratungen zu sexueller Belästigung und öffentlicher geschlechtlicher Handlung.

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