Videoanalyse bei Wiener Rettung macht Schule
Eine neue Alarmierung erreicht die Sanitäter. Jetzt muss es schnell gehen. Die beiden Helfer sehen auf einem den Auftrag. Bei diesem sind der Einsatzcode, Infos zum Patienten, die Tageszeit, die Fahrtdauer, das Wetter und die Umstände zu sehen. Laut Zeugen liegt der Patient in einem Lokal am Boden, die Angehörigen sind anwesend. Der Mann hatte sich kurz zuvor zwei Mal an die Brust gegriffen und war danach kollabiert.
Die Erstdiagnose lautet: Herzkreislaufstillstand. Beim Eintreffen der Rettungskräfte liegt das Opfer blass und leblos am Boden. Die Sanitäter beginnen mit der Überprüfung der Vitalfunktionen. Eine Atmung ist nicht feststellbar. Einer der beiden Sanitäter beginnt mit der Reanimation, der andere bereitet den Defibrillator vor.
Danach folgt der sogenannte Basic-Life-Support: Herzdruckmassage, Defibrillator-Einsatz und Analyse des Herzrhythmus. Die Beatmung wird über eine Beutelmaske durchgeführt. Das Gerät analysiert den Herzrhythmus und setzt einen Schock ab. Danach folgt eine Intubation. Ein zweiter Schock wird abgegeben.
Die Notfallsanitäterin legt einen Venenzugang, um Medikamente oder Adrenalin verabreichen zu können. Der Puls ist wieder tastbar, eine Atmung ist vorhanden. Innerhalb von wenigen Minuten konnte der Patient stabilisiert werden. Die Vitalparameter werden erneut erhoben, um bereits eine Ursache diagnostizieren zu können. Danach folgt eine Befragung der Anwesenden und es wird entschieden, was mit dem Patienten geschieht. Muss er in die Notaufnahme? Gleich in die chirurgische Abteilung?
Trainingstag soll Status zeigen
Solche realitätsnahen Einsatzszenarien werden seit Frühjahr in der Schulstation Simmering durchgeführt. Die Mitarbeiter werden an einem Trainingstag auf ihr Können getestet. Laut Gesetz müssen die Sanitäter alle zwei Jahre einer solchen Überprüfung unterzogen werden. Videokameras zeichnen alles auf, zwei Trainer beobachten den gestellten Einsatz – danach folgt eine Nachbesprechung. Es ist erst die zweite Rettungsorganisation in Europa, die eine solche Video-Analyse durchführt.
„Es ist wie bei einem Flugsimulator“, sagt Michael Girsa, Leiter der Schulstation, der selbst aus der Flugrettung kommt. „Die Realität können wir nie genau widerspiegeln, aber es soll so realitätsnah wie möglich sein. Man probiert komplexe Szenarien realitätsnah darzustellen, damit der Mitarbeiter ein bisschen in das Fahrwasser des Stresses kommt und auf dieser Grundlage Entscheidungen zu treffen hat, die für den Patienten sehr wichtig sind“, schildert Girsa.
Im Zuge des Trainingstages wird den Sanitätern auch bei einem echten Einsatz in einem Rettungswagen über die Schulter geschaut. Bis zum Frühjahr 2020 sollen 500 Mitarbeiter einmal die Schulstation besucht haben, danach folgt ein neuer Zyklus. Ein Ausbau wird laut Girsa ebenfalls bereits ins Auge gefasst, um die Szenarien für die Sanitäter noch realistischer darstellen zu können. So soll unter anderem mit Hilfe einer Klimaanlage ein kälteres Wetter oder mit Lautsprechern ein lautes Lokal simuliert werden.
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