Vermisster Arzt: Gesetz behindert raschere Ermittlungen

Fahndungsplakat verschwundener Arzt Matthäus W.
Nach knapp einem Monat sind viele Spuren verwischt und neue Rätsel aufgetaucht.

So etwas kann über Leben und Tod entscheiden“, ist der Bruder des vermissten Wiener Top-Mediziners Matthäus W. empört. „Ich finde es skandalös, dass das so lange dauert.“ Knapp ein Monat nach dem Verschwinden des 41-Jährigen ist die Rufdatenerfassung des Handys noch immer nicht ausgewertet. Das liege nicht an den handelnden Beamten, sondern am System, betont Sebastian W. „Man stelle sich nur vor, es geht dabei um ein vermisstes Kind.“

Eines der Schlüsselelemente in dem mysteriösen Vermisstenfall könnte das Mobiltelefon des exzentrischen Mediziners sein. Mit wem er zuletzt telefoniert hat, wird damit ebenso zu klären sein wie sein letzter Standort, bevor das Handy abgeschaltet wurde.

Bürokratische Hürden

„Die Polizei muss zum Staatsanwalt, um das zu beantragen. Der braucht wiederum einen Richter, der schickt das an den Staatsanwalt und der dann an die Polizei. Die darf dann zum Telekom-Unternehmen gehen, das die Daten dann an die Polizei schickt“, erklärt der Bruder des Abgängigen. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigen dieses – gesetzlich richtige – Vorgehen, das dauere eben so lange. Mehr will man aus kriminaltaktischen Überlegungen zu den laufenden Ermittlungen allerdings nicht sagen. „Wenn es um ein Verbrechen geht, dann sind die Täter längst über alle Berge, bis da etwas weitergeht“, meint der Bruder im KURIER-Gespräch.

Zuletzt lebend gesehen wurde Matthäus W. jedenfalls am 28. Dezember, gegen 17 Uhr, bei der U-Bahn-Station Heiligenstadt. Die Überwachungsbänder dort sind allerdings längst gelöscht.

Von Interesse sind jetzt auch die Internet-Aktivitäten des Arztes. Der 41-Jährige nutzte dafür einen speziellen USB-Stick auch in der Arbeit, über den er im Internet surfte und auch seinen Mailverkehr abwickelte.

Am Schlüsselbund

„So etwas verwendet sonst eher der Geheimdienst“, sagt sein Bruder. Der Stick hängt an dem Schlüsselbund, den der Mediziner in seiner Hosentasche hat.

Nach einem Monat bleibt „alles nebulos, es gibt keine konkrete Spur“, wie Sebastian W. erklärt. Für die erfahrenen Mordermittler des Landeskriminalamtes bleibt es eine verzwickte Angelegenheit – Happy End nicht ganz ausgeschlossen.

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