Verletzte bei Ausschreitungen nach Kroatien-Sieg in Ottakring
Das dürfte einigen Fans im Siegestaumel das sprichwörtliche Häferl übergangen sein. Die Wiener Polizei berichtet von Dutzenden Anzeigen und schweren Verletzungen durch Feuerwerkskörper nach dem WM-Viertelfinale zwischen Russland und Kroatien.
Das Spiel wurde in mehreren Lokalen entlang der Ottakringer Straße übertragen. Wie üblich bei solchen sportlichen Großereignissen war eine hohe Anzahl an Besuchern vor Ort. Insgesamt seien mehr als hundert Polizeibeamten bei dem bekannten Hotspot im Einsatz gewesen.
Bereits während des Spiels sei es zu vereinzelten Übertretungen nach dem Pyrotechnikgesetz gekommen. Fußballfans seien auf die Fahrbahn der Straße gelaufen. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff wurden erneut zahlreiche pyrotechnische Gegenstände wie etwa Fackeln und Böller gezündet und in die eigene Fan-Menge geworfen, schilderte Polizeisprecher Patrick Maierhofer das Geschehen. "Mehrere hundert Personen liefen auf die Fahrbahn und brachten den Verkehr in diesem Bereich komplett zum Erliegen", heißt es in einer Aussendung der Landespolizeidirektion Wien (LPD).
Schwere Augen- und Ohrenverletzungen
Polizisten der Einsatzeinheit wurden auf zwei Frauen aufmerksam, die durch die geworfenen Feuerwerkskörper schwer verletzt worden seien. Laut erster Diagnose der Wiener Berufsrettung drohe einer Frau der Verlust der Hörfähigkeit an einem Ohr und der zweiten Frau der Verlust der Sehfähigkeit an einem Auge, berichtet die Polizei.
Auch vier Polizisten seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, hieß es. Die Einsatzkräfte sei "laufend mit pyrotechnischen Gegenständen, Glasflaschen und weiteren Utensilien" beworfen worden. Ein Beamter war mit einer pyrotechnischen Fackel beworfen worden und erlitt eine Brandverletzung am Oberschenkel. Er wurde - wie auch die beiden verletzten Frauen - von der Berufsrettung ins Krankenhaus gebracht. Ein weiterer Polizist wurde an der Hand verletzt, zwei Beamtinnen durch Böller im Bereich des Gehörgangs.
Sperre der Ottakringer Straße
Mehrfach über Lautsprecher gegebene Aufforderungen, die Fahrbahn wieder frei zu machen, hätten nichts gefruchtet. Die Polizei entschied sich daher dazu, eine Sperrkette in Richtung stadtauswärts aufzustellen. Die LPD bezeichnet das Vorgehen als "deeskalierendes Vorrücken", wodurch sich die Situation "großteils entspannen" konnte. Drei Personen, alle österreichische Staatsbürger, wurden wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung festgenommen. Dazu kamen u.a. elf Anzeigen nach dem Pyrotechnikgesetz sowie 54 Anzeigen nach dem Verkehrsrecht.
Augenzeugenberichten zufolge outeten sich bei den Siegesfeiern einige Kroatien-Fans offenbar als Ewiggestrige. Fans hätten nicht nur die umstrittene - und in Kroatien verbotene - Fahne des faschistischen Ustascha-Regimes gezeigt, sondern es habe auch mehrfach "Sieg Heil"-Rufe, auch in Richtung Polizei gegeben, berichtete eine Augenzeugin auf Twitter. Sie postete auch ein Foto, auf dem ein Fan zu sehen war, wie er seine rechte Hand zum Hitler-Gruß zu erheben schien. Derartige Vorkommnisse seien der Polizei jedoch nicht aufgefallen, hieß es auf Nachfrage der APA.
Augenzeugen berichten auf Twitter auch von mangelnder Kommunikation mit den Fans und aggressivem Auftreten der Polizei: "Pfefferspray wird demonstrativ geschüttelt. Mit Schlagstöcken gestikuliert."
Ab Mitternacht konnte die Ottakringer Straße wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben werden.
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