Ebenjene Hektik – in Kombination mit einer sich rasch nähernden Bim – wurde in den vergangenen zwei Jahren gleich drei Kindern zum Verhängnis.
Jüngstes Beispiel ist eine Neunjährige, die am Mittwochnachmittag von einer Straßenbahngarnitur der Linie 6 erfasst wurde. Das Kind war alleine auf dem Heimweg gewesen und hatte die Quellenstraße überqueren wollen, als es die Bim übersehen haben dürfte. Trotz Notbremsung kam es zum Zusammenstoß. Das Kind wurde schwer verletzt und befand sich am Donnerstag noch in kritischem Zustand.
Vergangenen Sommer ereilte ein ebenfalls neunjähriges Mädchen ein nahezu identes Schicksal. Im Jahr davor krachte ein 13-Jähriger mit seinem Scooter gegen eine Straßenbahn in der Quellenstraße, auch er wurde schwer verletzt.
Bei den Wiener Linien werden Unfallort und Unfallhergang, so wie nach jedem Crash, gerade analysiert. „Wenn sich bei dieser Analyse herausstellen sollte, dass die Sicherheit, etwa durch bauliche Maßnahmen, verbessert werden kann, nehmen wir Kontakt mit der MA 46 auf (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten, Anm.) auf“, erklärt Wiener-Linien-Sprecherin Andrea Zefferer.
Die MA46 verweist auf die insgesamt 16 Schutzwege in der Quellenstraße. Zwar gebe es vereinzelt Unfälle, eine konkrete Gefahrenstelle sei bisher aber nicht festgestellt worden.
Dennoch werde es auf Hauptverkehrsadern mit vielen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern immer wieder zu Zwischenfällen kommen, so Zefferer. „In einer Stadt mit einem Verkehrsaufkommen wie in Wien, wo Fußgänger, Autos, Radfahrer und Öffis aufeinandertreffen, sind Zusammenstöße bedauerlicherweise nicht ganz zu vermeiden.“
Fahrer speziell geschult
Besonders gefährdet sind bei solchen Zwischenfällen immer Kinder, heißt es seitens Wiener Polizei. Dass es in der Quellenstraße gleich mehrere Schulen gibt, sorgt dementsprechend für ein höheres Unfallrisiko. „Man darf nicht darauf vertrauen, dass Kinder die Verkehrsregeln kennen und sich dementsprechend verhalten“, betont Polizei-Sprecher Mattias Schuster.
Zefferer zufolge wissen das auch Bim-Fahrer, die im Zuge ihrer Ausbildung speziell auf Gefahrenstellen geschult werden.
Dass dadurch in der Regel schwere Unfälle vermieden werden, zeigt ein Blick in die Statistik. Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit wurden von 2018 bis 2022 in Wien 218 Fußgänger durch Straßenbahnkollisionen verletzt, vier Menschen kamen bei derartigen Unfällen ums Leben. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wurden in Wien 3.725 Fußgänger durch Kollisionen mit Autos verletzt. Für 17 Menschen endeten solche Zusammenstöße tödlich.
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