ÖVP-Politiker Vergewaltigung vorgeworfen: Freispruch von Verleumdung

Der Platz der Angeklagten im Gerichtssaal
Junge Parteikollegen, die ihn angezeigt hatten, mussten sich selbst vor Gericht verantworten.

Die Sache ist brisant: Zwei ÖVP-Jungpolitiker hatten einen hochrangigen Wiener Parteifunktionär wegen Vergewaltigung angezeigt, doch die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Sache wäre nie an die Öffentlichkeit gekommen, wäre gegen die beiden jungen Männer danach nicht wegen Verleumdung ermittelt worden. Die Sache landete im vergangenen November erstmals vor Gericht. Und dort bekräftigten die beiden Angeklagten ihre Vorwürfe. Am Mittwoch wurdeeiner der beiden Angeklagten schließlich vom Vorwurf der Verleumdung freigesprochen; nicht rechtskräftig. Die Verhandlung gegen den zweiten wurde vertagt.

Späte Erinnerung

Warum die Vorwürfe erst Jahre später erhoben wurden? "Ich habe das für mich selbst runtergespielt. Er war hierarchisch meilenweit über mir. Und da bin ich jetzt - auf der Anklagebank", erklärte einer der Angeklagten. Der andere gibt an, das jahrelang verdrängt zu haben. Erst drei Jahre später seien die Erinnerungen wieder gekommen.

Der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann hält das allerdings für unwahrscheinlich. "Das ist klinisch nicht plausibel. Ein Ereignis von enormer Dramatik geht nicht spurlos vorbei." Genau deshalb soll er noch eine Begutachtung zu dem jungen Mann durchführen.

Der Politiker, um den sich die gesamte Causa dreht, kommt am Mittwoch erstmals selbst zu Wort. Immer wieder zitiert er bei seiner Befragung aus den Aussagen der Angeklagten. Das irritiert unter anderem die Staatsanwältin. "Es geht um Ihre Wahrnehmung."

Doch der Politiker tut sich damit schwer. "Anders als vom Angeklagten dargestellt.... Herr K. sagt ja...."

So kenne man sich nicht über die Kontakt-App Grindr, sondern schon deutlich länger via Facebook. "Um das geht es ja", erklärt der Politiker mehrmals dem Richter. "Er will das so darstellen, als sei unser Treffen ein Versehen gewesen. Aber er wusste, wer ich bin, wie ich ausschaue und was ich mache."

Erst sei es zum einvernehmlichen Sex gekommen. Bei einem zweiten Treffen wollte der Jungfunktionär aber nicht mehr. "Das habe ich akzeptiert", sagt der Politiker.

Mit dem anderen Mann hätte ihn eine enge Freundschaft und eine Affäre verbunden. "Wir haben das geheim gehalten, weil ich zu dem Zeitpunkt noch in einer Beziehung war."

Motiv?

Doch was ist das Motiv? "Es gibt ja eine Nachricht, in der einer schreibt: ,Homos sind leicht zu manipulieren.'", sagt der Politiker. Man habe in seine Lebenswelt eintauchen, ihn ausnutzen wollen - und ihm einen großen Schaden zufügen, weil man sich zerstritten habe. "Und mit einer Anzeige dieser Art - so ein Vorwurf bleibt picken. Polititisch und unternehmerisch."

 

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