Verein vermittelt Menschen, die bei Integration helfen: „Kommt uns allen zugute“
„Am Anfang war alles sehr schwierig für mich“, erzählt Ramona. 2019 kam die Afghanin (siehe Foto oben links) nach Österreich. Die Deutschkurse fanden wegen Corona nur online statt. Außer ihrem Mann kannte sie niemanden, sie war häufig allein.
Fragt man die 31-Jährige heute, wie es ihr geht, strahlt sie und erwidert: „Sehr gut.“ Sie spricht mittlerweile gut Deutsch und arbeitet als Heimhilfe für ältere Menschen. „Ich liebe diesen Job, die Leute sind alle sehr nett zu mir.“
Dass sich alles zum Guten entwickelte, verdanke sie vor allem der Österreicherin Daniela (siehe Foto oben rechts): „Dani ist wie eine Tante oder eine große Schwester für mich.“
Hilfe für Frauen und Kinder
Zueinandergefunden haben die beiden über den Verein „PatInnen für alle“: Hier werden Menschen, die helfen wollen, mit denjenigen in Kontakt gebracht, die Hilfe brauchen. Unterstützt werden vor allem junge Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, aber etwa auch Kinder aus Österreich, die sich in einer schwierigen Familiensituation befinden.
Gegründet wurden die „PatInnen“ 2016 von Erika Kudweis: „Ich war Patin eines Afghanen und habe gesehen, wie man das Leben eines Menschen verändern kann. Das wollte ich auch anderen ermöglichen.“ Vor allem die Unterstützung von Frauen sei ihr ein Anliegen: „Ich möchte ihnen Mut machen und die Anbindung an unsere Gesellschaft erleichtern.“
Voraussetzung, um Pate zu werden, sind gute Deutschkenntnisse und Freude am Helfen. An drei Abenden werden die Ehrenamtlichen auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Verstehen sich Pate und Patenkind, entwickelt sich im Idealfall eine dauerhafte Beziehung.
Sie versuche, für alle den richtigen Paten zu finden, sagt Kudweis: „Wir hatten etwa einen achtjährigen Buben aus Venezuela, der seine Oma so vermisst, die er wahrscheinlich nie wieder sehen kann. Für ihn haben wir eine 70-jährige Patin gefunden.“ Oder bei Salem und Mostafa aus Afghanistan: Die Burschen haben mittlerweile gute Jobs gefunden – auch dank der Hilfe ihrer „Patenoma“ Helene Postl.
„PatInnen für alle“ wurde 2016 gegründet. Um Pate zu werden, sind keine Vorkenntnisse nötig. Die Tätigkeit ist freiwillig und an keine finanziellen oder rechtlichen Verpflichtungen gebunden. Rund 180 Patenschaften wurden bereits vermittelt.
Informationen: Am 10. und 23. Juli bietet der Verein Info-Abende. Beginn: 18.30 Uhr, Cumberlandstr. 25/1. 0664 / 4326940; kudweis@patinnenfueralle.at; www.patinnenfueralle.at
Zwei Powerfrauen helfen einander
Ramona wiederum stellte sie eine Powerfrau zur Seite, die selbst mitten im Berufsleben steht: Daniela, 50 Jahre, arbeitet als Krankenpflegerin in Wien. „Meine Oma hat polnische Wurzeln und hat erzählt, wie schwer alles für sie war. Ich möchte, dass es anderen Frauen besser geht, wenn sie hierherkommen“, sagt Daniela. Seit einem Jahr trifft sie sich mit Ramona. Sie half ihr beim Deutschlernen und bei ihrer Ausbildung zur Heimhilfe. Das nächste Projekt: der Führerschein.
"Wir geben uns viel Kraft"
„Sie macht mir so viel Mut“, sagt Ramona. Auch sie profitiere, sagt Daniela: „Wir geben uns gegenseitig viel Kraft.“ Integration sei vor allem über persönlichen Kontakt zu schaffen, ist Daniela überzeugt: „Wenn wir Gutes tun und den Menschen bei der Integration helfen, kommt das uns allen zugute.“
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