Baby starb in Wien an Schütteltrauma: Eltern festgenommen

Handfesseln
Frau brachte Sohn ins Spital, Obduktion von drei Monate alten Bub angeordnet. Mutter und Vater wegen Mordverdachts festgenommen.

Ein drei Monate alter Säugling ist am Dienstag in Wien an einem Schütteltrauma gestorben. Nach dem Tod des Buben wurden nun die Eltern festgenommen, wie die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, mitteilte.

Nach einer Prüfung der ersten Polizeiberichte sowie der übermittelten Spitalsunterlagen sei man zum Schluss gekommen, „dass ein Tatverdacht vorliegt“, sagte Bussek. "Grundsätzlich wird zuerst ein Journalstaatsanwalt kontaktiert, dem der Fall mündlich geschildert wird. Ein ausführlicher Bericht wird dann an einen Staatsanwalt weitergegeben, der das neu beurteilt. Aufgrund dessen man nun in diesem Fall von dringendem Tatverdacht aus", so Bussek gegenüber dem KURIER.

Ermittelt wird gegen beide Elternteile - den 29 Jahre alten Vater und die 26 Jahre alte Mutter - wegen Mordes. Die Festnahmen erfolgten laut Bussek am Donnerstagabend. „U-Haft ist noch nicht verhängt worden“, berichtete die Sprecherin.

Obduktion angeordnet

Dass seitens der Strafverfolgungsbehörde nun einem Tatverdacht in Richtung vorsätzlicher Tötung nachgegangen wird, kommt insofern nicht überraschend, als bei der stationären Aufnahme des Babys Hinweise auf ein Schütteltrauma vorlagen. Der Bub soll Knochenbrüche aufgewiesen haben. Eine Obduktion der Leiche wurde bereits angeordnet. 

Laut Polizeisprecherin Julia Schick ist die 26-jährige Mutter mit ihrem Sohn am vergangenen Samstag in ein großes Krankenhaus gekommen, wo die Ärzte unverzüglich mit den Behandlungen begannen.

Weil das Baby offenbar geschüttelt worden war und letztlich tödliche Gehirnverletzungen aufwies, verständigten sie die Polizei.

Der Säugling dürfte nach Informationen der APA zu diesem Zeitpunkt bereits keine Gehirnfunktionen mehr gehabt haben. Am Dienstag wurden die Geräte abgeschaltet, der Bub starb. Die zuständige Polizeiinspektion verständigte auch das Landeskriminalamt, wo Beamte der Außenstelle Süd die Ermittlungen aufnahmen.

Der Verdacht auf Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen richtet sich sowohl gegen die Mutter als auch gegen den 29-jährigen Vater des Kindes. Beide stehen unter Schock und konnten bisher nicht einvernommen werden. Sie befanden sich am Donnerstag auf freiem Fuß.

Polizeilich dürfte das Paar bisher nicht in Erscheinung getreten sein. Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (Magistratsabteilung MA 11) wurde informiert.

Familie ist Jugendhilfe bekannt

Von dem Fall habe man am Montag vom Wiener AKH - wohin die Mutter das Baby gebracht hatte - erfahren, sagte eine Sprecherin der MA 11 auf APA-Anfrage. Die Liesinger Familie war der Kinder- und Jugendhilfe auch nicht unbekannt, aber nicht wegen Gewalt oder Misshandlungen gegenüber Kindern.

Es gibt demnach ein zweijähriges gemeinsames Kind des Paares, das nicht zusammenleben, aber zusammen sein dürfte. Die Eltern hatten sich im März 2023 an ein Familienzentrum der Kinder- und Jugendhilfe um Unterstützung in finanziellen Belangen gewandt. Bis Anfang Mai dauerte der Kontakt.

Krisenpflegeeltern

Das zweijährige Kind wurde im AKH einer Fokusgruppe vorgestellt, die feststellte, dass es dem Kleinkind den Umständen entsprechend gut geht. Es wurde zunächst bei Krisenpflegeeltern untergebracht, wo es - auch von deren eigenem Nachwuchs - gut aufgenommen und sofort zum Spielen animiert wurde.

Die Kinder- und Jugendhilfe sehe sich im weiteren Vorgehen im Umfeld der Familie um, beispielsweise ob nahe Verwandte wie Onkel und Tanten sich um das Kind kümmern können, sagte die Sprecherin. Das Kleinkind verbrachte auch bereits eine Nacht bei einer Tante. Zu einem Gespräch über das weitere Vorgehen mit dem Kleinkind bei der MA 11 erschienen die Eltern - offenbar auf Anraten ihrer rechtlichen Vertretung - nicht.

Eindeutige Hinweise

Die Mutter war mit dem drei Monate alten, schwerstverletzten Sohn am vergangenen Samstag um 23.00 Uhr ins AKH gekommen. Dabei ergaben sich bereits eindeutige Hinweise auf das Schütteltrauma.

Die MA-11-Sprecherin appellierte in dem Zusammenhang an Eltern, sofort bei einem Gefühl oder Anzeichen von Überforderung oder auch nur Übermüdung, sich um Unterstützung an die Kinder- und Jugendhilfe zu wenden. Dafür steht das Servicetelefon unter 01-4000-8011, erreichbar von Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 Uhr, zur Verfügung.

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