Verantwortlich für vier Millionen Menschen täglich

Verantwortlich für vier Millionen Menschen täglich
Hohes Gehalt und noch mehr Verantwortung. Wer in einen Jet steigt, gibt sein Leben in deren Hand.

Wer ein Flugzeug besteigt, wird zu einem kleinen orangen Punkt auf Markus Altmanns Bildschirm. Nicht der Pilot hat dann das Sagen, sondern der Fluglotse. Der Kapitän des Jets darf nicht einmal das Triebwerk anlassen, wenn es ihm vom Tower nicht erlaubt wird. „Die Jets haben kleine Fenster, deshalb müssen wir uns um die kümmern“, sagt Altmann und schmunzelt.

Mindestens drei Menschen sitzen am Wiener Flughafen und schauen konzentriert auf ihre Bildschirme. Selbst Besucher dürfen nur ganz leise reden. Konzentration ist das höchste Gebot, schließlich liegen viele Menschenleben in der Hand der Fluglotsen. 4000 Flugbewegungen jeden Tag werden von der Austro-Control abgewickelt, rund vier Millionen Menschen begeben sich damit in deren Hand.

Am Samstagabend findet die „Lange Nacht der Fluglotsen“ statt. Derzeit werden 40 neue Mitarbeiter gesucht. Gelockt werden Neulinge mit einem Einstiegsgehalt von 4500 Euro monatlich, mit 55 Jahren geht man de facto in Pension. Doch so viel Geld und Annehmlichkeiten gibt es nicht geschenkt, die Anforderungen (und die Drop-out-Rate) sind hoch. Alle zwei Jahre müssen Gesundheitschecks absolviert werden, täglich ist höchste Konzentration gefragt. „Innerhalb von Sekunden kann sich bei uns alles von relaxt auf angespannt ändern“, erklärt Altmann. „Dazu müssen verschiedenste Szenarien am Simulator geübt werden. Jets fliegen 800 bis 900 km/h, und da kann alles sehr schnell gehen.“

Verantwortlich für vier Millionen Menschen täglich

Mehrmals die Woche gibt es sogenannte priorisierte Landungen, dann steigt die Anspannung bei den Fluglotsen. Das kann nämlich alles mögliche sein – vom Triebwerksproblem bis zu einem erkrankten Passagier. „Fast immer sind es Kleinigkeiten wie defekte Lamperln im Cockpit oder so“, erklärt Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka. Der letzte wirkliche Ernstfall am Wiener Flughafen war im Juli 2000 die Notlandung einer Hapag-Lloyd-Maschine in Schwechat. Kurz vor der Landung ging dem Jet der Treibstoff aus, der Pilot landete ohne Gegenschub in der Wiese. Verletzt wurde niemand.

Nachwuchs gesucht

„Alles ist dreifach und vierfach abgesichert“, erklärt Pohanka. Auch die Auswahlverfahren sind beinhart. Rund 1000 Menschen bewerben sich pro Jahr, nur die 40 besten werden genommen. Und selbst nach der dreijährigen Ausbildung werden die ersten 300 Arbeitsstunden von einem Supervisor überwacht. Doch die Fluglotsen am Tower in Schwechat verlassen sich nicht nur auf die Technik. Altmann: „Unser bestes Tool ist das Fenster.“

Fakten - Fluglotsen in Zahlen

4000 Flügewerden täglich über Österreich geführt. Das sind 1,1 Mio. pro Jahr.

300 Fluglotsen gibt es in Österreich. Dennoch werden pro Jahr 40 neue aufgenommen.

4500 Euro beträgt das Einstiegsgehalt. Die Ausbildung dauert drei Jahre.

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