Läden mit Mehrwert

Lustige Geschäfte: Tongue , Theobaldgasse 16
Immer mehr Shops bieten ungewöhnliche Sortiment-Kombinationen an.

Warum sollte man sich für eine Sache entscheiden, wenn man doch all seinen Leidenschaften nachgehen kann? Genau das denken sich immer mehr Jungunternehmer, die in ihren Lokalen untypische Konzepte vereinen.

Oft schließen sich Kollegen zu einem Geschäft zusammen. Der finanzielle Aspekt schwingt dabei mit, denn die Mietpreise steigen kontinuierlich. Zusammen lässt sich diese Last leichter tragen. Gleichzeitig wächst der Konkurrenzdruck. Auch wenn Wien noch eine recht ruhige Stadt ist, langsam versucht sie sich an Städte wie Berlin oder London heranzutasten. Geschäfte müssen auffallen und aus der Masse hervorstechen, um sich am Markt zu behaupten.

Der wichtigste Aspekt scheint aber die Freude an der Arbeit zu sein. Denn bei den vier Geschäftslokalen, die der KURIER besuchte, fiel eines auf: alle Lokalbesitzer haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Arbeit ist nur erfüllend, wenn man dafür geradestehen kann“, sagt etwa Katharina Fehringer vom Geschäft Tongues. Selbst wenn die Verbindung auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken mag. Doch genau das Außergewöhnliche irritiert und lockt damit Kunden an. In den Zeiten von Massenproduktion sind diese Lokale eine erfrischende Abwechslung.

Cut and buy: Alles rund um den Lifestyle

Läden mit Mehrwert
be a good girl shop, lustige geschäfte, westbahnstraße 5a
Be a good girl. Auch wenn es der Name nicht vermuten lässt – dieses Geschäft ist nicht nur für das weibliche Geschlecht gedacht. Obwohl sich manche Männer durchaus abschrecken ließen, sagt Besitzer Andreas Wall: „Andere sind dafür total begeistert.“ Polarisieren und irritieren soll der Name. Und das tut er. Im Inneren des Geschäfts in der Westbahnstraße 5a findet sich ein Potpourri von Designern, die Kleidung, Schuhe oder Hüte entwerfen. Dazu gibt es Geschirr und Bildbände. In dem Laden kann man sich aber auch die Haare schneiden lassen. Das Herzstück sind für Wall die großen Bildbände.

„Ohne Bücher geht nichts“, sagt er. Diese werden gerne von Männern durchgeblättert, während sie darauf warten, dass ihre Freundinnen sich entscheiden.

Be a good girl, Westbahnstraße 5a, 1070 Wien

Feine Kost neben feinen Platten

Der Duft erinnert an Omas Küche – eine Mischung aus Bauernspeck, Käse und frischem Brot, bei dem man sofort hungrig wird. Was kann man sich für einen Delikatessenladen Besseres wünschen? Die Einrichtung besticht durch rustikalen Charme und vermittelt gemütliches Chaos – das Ergebnis langjähriger Sammlung. Die Fenster stammen aus dem Kamptal, die Kacheln aus einem Abrisshaus. Doch das macht erst die eine Hälfte des Geschäftslokals aus. Im zweiten Verkaufsraum drängen sich Schallplatten an Schallplatten und warten auf neue Besitzer. Peter Fehringer hat mit DJ-Freund Christopher Schweiger ein Lokal eröffnet, in dem für das leibliche und musikalische Wohl gesorgt wird. Jetzt bietet Fehringers Tochter Katharina auch den Catering-Service „Hase und Igel“ an.

Tongues, Theobaldgasse 16, 1060 Wien

Drei Zentimeter Apfelcider

Läden mit Mehrwert
Lustige Geschäfte: Näherei Apfel , Kettenbrückengasse 8
„Irritation lockt Leute an“, sagt Ladeninhaberin Ursula Lidy. Gemeinsam mit ihrer Cousine Vera Leeb eröffnete sie einen Shop, der Näherei und Apfelladen in einem ist. Leeb arbeitet auf einer Apfelfarm im Burgenland und beliefert das Lokal mit Apfelprodukten jeglicher Art. Apfelchips und Chutney stehen am Nähtisch. Cider und Likör reihen sich in Regalen neben Taschen und anderen selbst gemachten Accessoires. Den schneiderischen Part übernimmt Lidy. Dienstags gibt sie Nähkurse. Fünf Nähmaschinen stehen zur Verfügung, den Stoff nehmen die Kunden mit. Der aktuelle Trend, weg von der Massenware, kommt dem Geschäft zugute.„Die Leute suchen verstärkt die Grätzel auf“, erzählt Lidy. An die 50 Stück produziert Lidy pro Monat – vom T-Shirts bis zum Gürtel.

Näherei Apfel, Kettenbrückengasse 8, 1040 Wien

Kommentare