Raus aus der Stadt: Turbulente Szenen am Wiener Hauptbahnhof

Raus aus der Stadt: Turbulente Szenen am Wiener Hauptbahnhof
Das Notbusprogramm der ÖBB zwischen Wien und Linz bzw. Mürzzuschlag für gestrandete Reisende schafft kaum Abhilfe.

"In Linz beginnt's. 400 Euro", brüllt ein Taxler hinter dem Wiener Hauptbahnhof Montagmittag sein Angebot für eine Fahrt in die oberösterreichische Landeshauptstadt hinaus. 

Daneben wird ein Pulk an gestrandeten Reisenden, die auf ein Bus-Notfahrprogramm der ÖBB hoffen, um aus der Bundeshauptstadt zu kommen, immer größer.

Damit soll zumindest notdürftig die durch das Extremwetter unterbrochene Zugstrecke auf der West- und der Südbahn überbrückt werden. 

Das ist kein Schienenersatzverkehr, wie die ÖBB betonen, sondern nur eine Möglichkeit für jene, deren Fahrt tatsächlich unumgänglich ist. Aber was ist schon ein derart wichtiger Grund?

"Arbeiten zum Beispiel", sagt eine Wartende, die nach Salzburg will. "Ich muss eine Wohnung übernehmen", sagt ihr Mitreisender. Ein Freund der beiden gesteht ein: "Höhere Gewalt ist höhere Gewalt. Aber nur ein Bus?", versteht er nicht, dass nicht mehr Shuttles zur Verfügung gestellt werden.

Bilder des Hochwassers in Österreich:

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Markersdorf, Niederösterreich

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Wien

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Langenlois, Niederösterreich

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Krems, Niederösterreich

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St. Pölten Umgebung, Niederösterreich

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St. Pölten, Niederösterreich

46-209603625

Untergrafendorf, Niederösterreich

++ HANDOUT ++ UNWETTER: ÜBERSCHWEMMUNGEN IN NIEDERÖSTERREICH

St. Pölten, Niederösterreich

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Wien

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Rust im Tullnerfeld, Niederösterreich

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Greifenstein, Niederösterreich

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Atzenbrugg im Tullnerfeld, Niederösterreich

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St. Pölten Umgebung, Niederösterreich

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Steyr, St. Pölten, Oberösterreich

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Emmersdorf, Niederösterreich

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Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, Steiermark

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Bezirk Liezen, Steiermark

"Mit allen Kräften" werde versucht, zwischen 6 und 21 Uhr alle drei Stunden Postbusse von Wien nach Linz und Mürzzuschlag bzw. in die Gegenrichtung zu stellen, hatten die ÖBB in der Nacht auf Montag angekündigt.

Raus aus der Stadt: Turbulente Szenen am Wiener Hauptbahnhof

Am Wiener Hauptbahnhof ist es dann ein einziger Bus, der mittags vorfahrt. Mit eineinhalb Stunden Verspätung öffnen sich die Türen des für 12 Uhr angekündigten Doppeldeckers. Rund 300 Menschen wollen rein. 

Geschiebe, Gedränge, Geschreie

Geschiebe, Gedränge, Geschreie setzt ein. Es ist - auch wenn ÖBB-Mitarbeiter versuchen, Ordnung ins Chaos zu bringen - eine Lotterie. Reisende, die stundelang im eisigen Wind gewartet haben, bleiben zurück. 

Wut und Ärger bei vielen Zurückgelassenen, die nicht verstehen, warum manche, die viel später gekommen sind, einen Sitzplatz ergattern. Anderen ist klar, dass es ein Ausnahmezustand ist, der aufgrund einer Katastrophe herrscht.

Taxler werden handgreiflich

Zwischendurch buhlen weiter Taxifahrer um ratlose Reisende. Zwei von ihnen geraten im Werben um Kunden derart aneinander, dass sie kurzfristig sogar handgreiflich werden. Die Stimmung ist aufgeheizt, so kalt es auch ist. 

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Wer nicht nach Linz und vielleicht von dort mit der Bahn zu weiteren Reisezielen wollte, sondern nach Mürzzuschlag, hatte mehr Glück. Ein nicht annähernd voller Bus nahm kurz nach 12 Uhr die Fahrt Richtung Süden auf. Raus aus der Stadt.

In Linz beginnt's nicht

Auch in der Gegenrichtung ist es schwierig. Entlang der Außenseite des Linzer Bahnhofes wollte die Schlange nicht enden. Rund 250 Menschen standen – zum Glück unter dem Vordach – im Freien und warteten auf den für Mittag angekündigten Bus in Richtung Wien.

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„Wir haben schon 150 Euro für ein Hotel ausgegeben, wir wollen keine weitere Nacht hierbleiben“, ärgert sich eine Frau, die gemeinsam mit ihrer Tochter seit Sonntag in der Stadt festsitzt. 

Seitens der ÖBB gibt es keinen offiziellen Schienenersatz-Verkehr, sondern nur einen Notbetrieb für Gestrandete. Alle anderen werden aufgefordert, Fahrten zu verschieben. Dass das nur bedingt klappt, zeigt die Schlange am Linzer Bahnhof.

Auch dieser Bus hat Verspätung

Um 12 Uhr soll der Bus kommen, mit 25-minütiger Verspätung ist es so weit. Es wird unruhig, das Geschiebe und Gedrängle starten. „Bitte zuerst aussteigen lassen und geduldig sein!“, ermahnen die ÖBB-Mitarbeiter in Warnwesten.

Als der Bus endlich leer ist, geht das große Zählen los. Bei 70 ist Schluss, mehr passen nicht in Bus. Die vielen enttäuschten Reisenden müssen auf weitere Fahrgelegenheiten hoffen.

"Lage ist noch zu unsicher"

„Alles, was fahren kann, fährt derzeit“, antwortet der ÖBB-Sprecher auf die Frage, warum denn nicht mehr Busse eingesetzt werden. Viele Busfahrer seien selbst von den Unwettern betroffen, würden feststecken oder müssten Ruhezeiten einhalten. Einen offiziellen Schienenersatzverkehr könne man derzeit nicht anbieten, dafür sei die Lage noch zu unsicher.

„Was ist denn hier los? Wandern denn alle aus oder wollen weg aus Linz?“, kommentieren Vorbeigehende die ständig wachsende Schlange. Mehrere Busse sind pro Tag angekündigt. Wer es dieses Mal nicht rein geschafft hat, bekommt vielleicht bei der nächsten Fahrt einen Platz.

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In Wien versuchen auch um 15 Uhr viele ihr Glück. Vier Busse Richtung Linz sind angekündigt. Und wieder werden nicht alle Platz darin finden. 

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