Unfall: "Ich sah Menschen durch die Luft fliegen"

Unfall: "Ich sah Menschen durch die Luft fliegen"
Im Oktober 2011 starb eine Fußgängerin bei einem Verkehrsunfall in der Wiener Neustiftgasse. Der Prozess wurde vertagt.

Der Zeuge entschuldigt sich für den Vergleich, "aber es war wie beim Billard. Der Audi ist nach der Karambolage mit dem Smart ohne Bodenhaftung auf die Kreuzung zugeflogen." Sekunden zuvor dachte der Zeuge, als er in der Wiener Neustiftgasse vor einer roten Ampel stand und von der Busspur das Aufheulen eines Motors hörte, noch: "Da wird doch nicht einer ..."

Und ob. Alexander S., 37, ging es an diesem 7. Oktober 2011 zu langsam, er scherte mit seinem Audi auf die Busspur aus, raste mit rund 60 km/h an der Kolonne vorbei, krachte gegen den aus der Kirchengasse kommenden Smart, schlitterte auf den Gehsteig. "Und dann sah ich schon ein Fahrrad und Menschen durch die Luft fliegen", sagt der Zeuge.

Die Fußgängerin Seu Nee L., 38, und der 33-jährige Passant Wolfgang König wurden von dem Audi mit der Breitseite getroffen. König ist Produktionsleiter der TV-Serie "Willkommen Österreich" und erlebte alles "wie mit einer Highspeedkamera in Zeitlupe": Er sah Seu Nee L. sterben, "das war furchtbar."

Er selbst erlitt einen Beckenbruch, eine Zertrümmerung der Hüfte und des Ellbogens und Bänderrisse. Als er vom Zebrastreifen aus "den dicken schwarzen Audi" über die Busspur kommen sah, hatte er am Gehsteig noch zurückgesetzt. "Wenn ich die zwei Schritte zurück nicht gemacht hätte, wäre es für mich anders ausgegangen."

Alles auf Grün?

Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Audi-Lenker Alexander S. ist von Beruf übrigens – Chauffeur. Ob seine Firma von dem Unfall und dem Prozess weiß? Ja, sagt er, man warte dort auf den Ausgang, danach entscheide sich, ob er den Job behalten darf. Alexander S. behauptet, er habe Grün gehabt. Das sagt der Smart-Fahrer auch. Den hatte S. nach dem Zusammenprall zur Rede gestellt: "Du bist ja b’soffen. Was fahrst du in mich hinein?"

"Man kann nach so etwas von mir keine Freundlichkeit erwarten", rechtfertigt sich der Angeklagte.

Sein Verteidiger Robert Lattermann bringt eine Zeugin ins Spiel, die am Vortag gesehen haben will, wie die Ampel von Grün-Blinken wieder auf Grün statt auf Rot umgesprungen sei. Ein Fehler in der Schaltung?

Der Prozess wurde vertagt.

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