U4 sorgte erneut für Chaos im Frühverkehr
"Bitte benutzen Sie die Linie D oder die S-Bahn" – diesen Satz hörten die U4-Fahrgäste Donnerstag ab 7.30 Uhr in Spittelau. Richtung Heiligenstadt war es aufgrund einer Weichenstörung zu einem Totalausfall der Linie gekommen.
Die Wiener Linien arbeiteten an der Behebung des Problems, ab etwa 8.30 Uhr war ein Ersatzzug auf einem Gleis unterwegs.
Daniel Amman, Sprecher der Wiener Linien, sagte in der Früh: "Es gibt sozusagen ein Kommunikationsproblem mit der Weiche. Das ist ein komplexes System. Wann genau die U4 wieder im Normalbetrieb fahren kann, ist noch nicht klar."
Unter den Fahrgästen war der Frust groß: "Es ist so ärgerlich, das kommt mittlerweile wöchentlich vor, dass die U4 streikt", so eine ältere Dame gegenüber dem KURIER. "Ich zahle ja nicht gerade wenig für die Jahreskarte."
Auch auf Twitter taten Passagiere ihren Ärger kund:
"Liebe Fahrgäste. Die U4 kann derzeit in beiden Fahrtrichtungen nur in unregelmäßigen Abständen fahren. Wir kümmern uns darum."
Diese Information erreichte die Fahrgäste der U4 am Freitag gegen 9.30 Uhr. Auf der Linie kam es zu unterschiedlichen Intervallen. Wieder einmal. Denn die Störungen entlang der U4-Strecke häufen sich. Wie oft es Probleme gibt, können die Wiener Linien allerdings nicht beantworten.
Man habe keine aktuelle Statistik für das Jahr 2016, sagt Wiener-Linien-Sprecherin Johanna Griesmayr auf KURIER-Anfrage. Man habe lediglich Gesamtzahlen aus dem Jahr 2015. Der KURIER hat sich daraufhin die Rohdaten, die von den Wiener Linien via Open Government auf wien.gv.at bereit gestellt werden, genauer angesehen und wurde fündig:
Zwischen 5. September – also ab dem Zeitpunkt, an dem die erste Tranche der Modernisierungsarbeiten abgeschlossen waren – bis 28. Oktober dieses Jahres war die U4 exakt 43 Mal von Störungen betroffen (siehe Grafik). Das umfasst Signal- und Weichenstörungen genauso wie verzögerte Intervalle und Gleisschäden (nicht eingerechnet wurden Fahrgast-Erkrankungen, sowie Polizei-, Rettungs- oder Feuerwehreinsätze). Die Statistik der schadhaften Fahrzeuge ist mit 20 besonders beachtlich.
Problemjahr
Vergleicht man die Zahlen mit dem Vorjahr, wird deutlich, wie sehr sich die U4 zur Problemlinie der Wiener Verkehrsbetriebe entwickelt hat.
Von 1. September bis 31. Oktober 2015 kam es auf der U4-Strecke insgesamt nur zu sechs Störungen. Zwei davon betrafen Weichenstörungen. Ein schadhafter Waggon wurde nur ein Mal gezählt. Bei der U2 gab es überhaupt nur zwei Störungen, die im Bereich der Wiener Linien lagen.
Ein Grund für die zuletzt häufigen Probleme entlang der U4 ist pikanterweise die Software, die erst im Rahmen der Modernisierung installiert wurde. "Das liegt daran, dass auf dem einen oder anderen Streckenabschnitt neue Software für die Zugsteuerung auf neu eingebaute Bauelemente trifft", sagt Griesmayr. "Dieses Zusammenspiel muss sich erst einspielen. Gelegentlich müssen wir nachjustieren." Deswegen würden Modernisierungsarbeiten oft gleich mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Dafür, argumentieren die Wiener Linien, werde alles bei laufendem Betrieb umgebaut. Und allgemein betrachtet liege die Zuverlässigkeit der U4 bei 99,2 Prozent (alle anderen U-Bahnen erreichen 99,3 Prozent).
Den Fahrgästen hilft das wenig. Die zeigten sich beim Lokalaugenschein Freitagvormittag eher verdattert, ob der ständigen Verzögerungen: "Das ist vor allem lästig, weil uns gesagt wurde, dass nach dem Umbau alles besser läuft. Und dann funktioniert doch wieder täglich etwas anderes nicht", sagt Susanne (49) aus Wien.
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