Treffpunkt Wien: Wie der Aberglaube in die Pasta kam

Treffpunkt Wien: Wie der Aberglaube in die Pasta kam
Vor Matches essen Alexander Horst und Clemens Doppler Nudeln. Solange sie gewinnen, die gleichen

Während Turnieren haben Clemens Doppler und Alexander Horst – langjährige Beachvolleyball-Partner und amtierende Vize-Weltmeister – eine strenge Regel. Mit dem Trainingsplan hat die jedoch nichts tun. Dafür mit dem Aberglauben.

„Als Sportler bildet man sich ja oft ein, dass man ein gutes Spiel gewonnen hat, weil man an dem Tag mit dem rechten Fuß aufgestanden ist“, sagt Clemens Doppler. „Und dann macht man das beim nächsten Mal wieder.“

„Solange wir also gewinnen“, ergänzt Alexander Horst, „gehen wir zu allen Mahlzeiten ins gleiche Lokal wie am Vortag und bestellen auch die gleichen Speisen – Auch wenn das heißt, vier Tage hintereinander Spaghetti Aglio e Olio mit Hendl zu essen. Aber zum Glück schmeckt mir das, also ist es kein wirkliches Problem.“

Sporthosen-Dilemma

Er zwirbelt den ersten Bissen genau dieser Kombination auf die Gabel. Denn wenn er eine Vapiano-Filiale besucht – wie jetzt und auch oft während Matches im Ausland – bestellt er stets dieses Gericht. „Bei mir kommt dazu“, fährt Doppler fort, während er seine Fusilli mit Carbonara aufspießt, „dass ich auch die Sporthose nicht wechseln darf.“ Er grinst seinen Teamkollegen an.

Horst nickt amüsiert: „Bei guten Turnieren kann das also schon mal sehr unangenehm werden. Aber man will ja wiederum auch nicht verlieren, nur weil man den Geruch nicht mehr ausgehalten hat.“ Sie grinsen beide und spießen weiter Nudeln auf.

Sie haben sich zum Abendessen mit ihrem Trainer Robert Nowotny im Vapiano am Westbahnhof eingefunden. Es ist eine von mittlerweile sieben Filialen in Wien. Am Donnerstag hat nämlich eine neue Zweigstelle der deutschen Restaurantkette am Wienerberg (10, Triester Straße 64) eröffnet – mit 376 Sitzplätzen auf 1400 Quadratmetern und einer Dachterrasse. Die bis dato übliche Chipkarte gibt es hier nicht mehr, dafür Bezahlterminals wie bei Mc Donald’s. Nach dem Bezahlen erhalten die Kunden einen Buzzer. Das Schlangestehen vor dem Koch fällt weg.

Apropos weg, genauer gesagt: weg sein. Wenn diese Zeilen erscheinen, werden die beiden Beachvolleyballer Wien bereits wieder verlassen haben. Heute, Sonntag, startet die Beachvolleyball-Europameisterschaft in Holland. Retour sind sie aber spätestens mit Monatsende.

Denn am 1. August wird wieder auf der Wiener Donauinsel aufgeschlagen. Vergangenes Jahr wurde das erste Mal auf dem Wiener Eiland ein Beachvolleyball-Großevent ausgerichtet, oder eher: das Großevent: die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft. Doppler und Horst holten die Silbermedaille. 10.000 Besucher waren an dem Tag im Stadion, 180.000 Gäste während der gesamten WM am Areal. „Es ist schon besonders, wenn man das eigene Land hinter sich hat.“

Treffpunkt Wien: Wie der Aberglaube in die Pasta kam

Beziehungsgeheimnis

Besonders, das sind die beiden auch als Team. Sie stehen nämlich ungewöhnlich lange gemeinsam am Sand: seit 2012. „Es ist ein bisschen wie eine Ehe, nur ohne die schönen Dinge“, sagt Doppler.

Was ihr Geheimnis ist? Sie werfen einen Blick zu ihrem Trainer. „Er ist auch unser Mediator“, meint Doppler. „Er ist unsere Vermittler bei Streitgesprächen. Das könnte man Paaren generell empfehlen.“ Und: Sie kennen einander sehr gut und sehr lange. Schon als Jugendliche sind sie gemeinsam am Feld gestanden – allerdings auf der gegenüberliegenden Seite des Netzes. „Da waren wir verfeindet“, meint Doppler und schmunzelt.

Aber auch wenn sie heute am Sandplatz zueinanderhalten und alles für einander geben, zwischendurch gibt es immer noch kleine Wettkämpfe. „Ich hasse es ja, zu verlieren“, meint Horst. „Als Partner ist das natürlich super“, übernimmt Doppler, „weil er am Platz um jeden Ball kämpft. Aber“, fährt er leicht amüsiert fort, „er will ja auch bei Kleinigkeiten gewinnen. Wenn wir zum Beispiel vor dem Essen spielen, wer länger sein Messer drehen kann.“ Horst setzt das Messer gleich an. Doppler spießt indes entspannt den letzten Bissen Fusilli auf. „Manchmal lass ich ihn also einfach gewinnen“, sagt er.

Des Haussegens wegen.

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