Treffpunkt Wien: Singender Chef trifft kochenden Mimen

Interview mit Robert Meyer, Direktor der Volksoper Wien, im Gasthaus Pöschl am 17.01.2017.
Volksoperndirektor Robert Meyer speist gern im Lokal von Schauspielkollegen Hanno Pöschl.

Wenn ein befreundeter Schauspieler ein Lokal eröffnet, kommt man schon aus Höflichkeit nicht umhin, das Gasthaus einmal zu beehren. Wenn es sich bei dem kochenden Mimen jedoch um Hanno Pöschl handelt, kann man nicht anders, als sehr häufig wiederzukommen. Und so spaziert der Volksoperndirektor und Schauspieler Robert Meyer an vorstellungsfreien Tagen mittlerweile mit Vorliebe in die Weihburggasse 17 in der Wiener Innenstadt, ins Gasthaus Pöschl.

Kaum hat sich der 63-Jahrige an diesem Nachmittag am Fensterplatz niedergelassen, kommt Pöschl schon aus der Küche, um ihn zu begrüßen.

40-Jahr-Jubiläum

Treffpunkt Wien: Singender Chef trifft kochenden Mimen
Das Gasthaus Pöschl in der Weihburggasse am 17.01.2017 in Wien.
Heuer ist es genau 40 Jahre her, dass sie das erste Mal gemeinsam vor der Kamera standen, für Maximilians Schells Verfilmung von "Geschichten aus dem Wiener Wald".

Darauf folgten viele gemeinsame Auftritte – und ein großer blauer Fleck. "Wir haben ,Der Floh im Ohr‘ gespielt und Robert hat mich bei einer Szene jedes Mal zum Lachen gebracht", erzählt Pöschl, während er sich an der Sessellehne abstützt. "Um mich abzulenken, habe ich mir ins Bein gekniffen. Das half zwar, aber als wir bei der letzten Vorstellung waren, hatte ich einen riesigen Bluterguss." Die beiden schauen sich an und müssen einmal mehr grinsen.

Dann muss Pöschl in die Küche und Meyer bestellt das asiatische Chili Beef. Als das serviert wird, zückt Meyer sein Handy.

Treffpunkt Wien: Singender Chef trifft kochenden Mimen
Ob er das für Instagram fotografiert? "Aber von wegen", erwidert Meyer. Er sei ein großer Social-Media-Gegner. Da werde so viel Schindluder getrieben. Er mache einfach gerne Fotos von neuen Gerichten.

Neue Gesichter gab’s für Meyer gerade in der Volksoper zu sehen. Der Direktor kommt von einem Vorsingen. Vier Männer aus Österreich, Deutschland, der Türkei und Amerika haben ihr Glück probiert. "Singen ist sehr international. Da muss man die Sprache nicht unbedingt können", sagt Meyer. "Blöd wird’s nur, wenn die Sänger bei einer Operette dann auch sprechen sollen."

Das Spielen lässt sich Robert Meyer auch als Direktor nicht nehmen. In dieser Saison steht er in sieben Produktionen selbst auf der Bühne. Etwa als Frosch in "Der Fledermaus". (Den spielt er zum Jahreswechsel innerhalb von zwei Tagen sogar drei Mal, was ihm jedes Jahr die leidige Suche nach einem Silvesterprogramm erspart.) Zudem spielt er den Metternich in "Der Kongress tanzt" oder den Konzernleiter J.B. Biggley in "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen", das am 25. Februar Premiere feiert.

Wie sich das alles ausgeht? "Ich arbeite sehr strukturiert", sagt Meyer. "Und meine Umgebung meint, ich bin am besten zu ertragen, wenn ich beschäftigt bin."

Beschäftigt als Direktor ist Robert Meyer jedenfalls noch bis 2022. Dann wird er der längstdienende Direktor in der Geschichte der Volksoper sein. Zusätzlich kann er in dem Jahr dann auch sein 45-jähriges Filmjubiläum mit Hanno Pöschl feiern.

Dieser ist indes fast unbemerkt an den Tisch getreten. "Darf’s vielleicht noch ein Topfenknödel sein?" Da muss Meyer nicht lang überlegen. Pöschl hätte aber ohnehin keine Widerworte geduldet.

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