Treffpunkt Wien: Wo Josef nichts zu hadern hat
Wer dieser Tage Josef Hader sehen wollte, brauchte mit ein wenig Glück nur im Café Rüdigerhof vorbeizuschauen. Denn das Kaffeehaus sucht der Künstler gerne für Interviews auf. Und die Anfragen scheinen derzeit nicht abreißen zu wollen. Auch als der KURIER das Café diese Woche betrat, stand Hader vor der Kamera.
Denn kommenden Freitag läuft nämlich sein neuestes Werk, die "Wilde Maus", in den heimischen Kinos an. Hader ist dabei nicht nur Hauptdarsteller, sondern zeichnet sowohl für das Drehbuch als auch – erstmals – für die Regie verantwortlich. Und bei der Berlinale, die derzeit in Deutschland über die Bühne geht, ist der Film auch im Rennen um den "Besten Film" mit dabei (siehe Seite 32).
Warum wählte er einen Journalisten? Hader, der sein Fernsehinterview mittlerweile beendet und sich im Nichtraucherbereich eine Melange bestellt hat, erläutert: "Ich wollte von jemandem erzählen, der arbeitslos wird und sich dagegen wehrt. Und es ist kein Geheimnis, dass aktuell im Print-Journalismus Leute abgebaut werden."
Generell habe er die Pubertät, die für viele die schlimmste Zeit des Lebens ist, sehr genossen. Denn da hat er angefangen, Theater zu spielen. "Ich war kein guter Schüler und auch kein guter Fußballer. Da hat man zwischen sechs und 14 ein hartes Leben. Das Theaterspielen hab ich wenigstens besser gekonnt."
Geräuschkulisse
Lokalbesitzerin Renate Halper freut sich jedes Mal, wenn sie ihn sieht. "Den Herr Hader muss man einfach mögen", sagt die Wienerin, die im Rüdigerhof aufgewachsen ist. Mit eineinhalb Jahren haben sie ihre Eltern das erste Mal in das Cafe mitgenommen, das war vor 59 Jahren. Lokalchefin wollte sie eigentlich nie werden. "Ich wollte reisen, nach Amerika ziehen, alles machen, nur nicht das Lokal übernehmen."
Wieder Anfänger sein
Apropos Stütze oder vielmehr das Fehlen derselben. War es schwierig für Josef Hader Mitte 50 etwas komplett Neues auszuprobieren? "Überhaupt nicht", erwidert er. "Es war das Schönste, dass man keine Vorlagen hatte, dass man einfach drauflos arbeiten konnte." Ob er Angst hatte, dass etwas schiefgeht? "Die ersten drei Tage waren wahnsinnig aufregend. Dann habe ich gesehen, dass die Bilder gut sind, und vor allem, dass ich das sehr gerne mache." Auf die Kino-Tour durch Österreich kommende Woche freut er sich jedenfalls. Auch wenn es an einem Tag sogar fünf Vorstellungen sind. "Ich will ja wissen, wie das Publikum reagiert", sagt er und trinkt die Melange aus. Dann muss er sich verabschieden. Ein paar Tische weiter wartet die nächste Journalistin.
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