Treffpunkt Wien: Von runden Bars und schiefen Stücken

Treffpunkt Wien: Von runden Bars und schiefen Stücken
In der Rundbar sprach Schauspieler Alexander Jagsch über seine Rolle als Pater im Metropol und wieso Erfolg nicht das Wichtigste ist

Am liebsten würde Schauspieler und Ex-Schlawiner Alexander Jagsch ja in London leben. Weil er den englischen Humor liebt. Weil er die dortige Theaterszene toll findet. Und weil ihm die Stadt  einfach so gut gefällt.

Aber irgendwie hat sich der Umzug nie ergeben. Auch, weil er für seinen Beruf die deutsche Sprache braucht. Und so versucht er, London so oft wie möglich in Wien zu spüren.

Einen richtig guten Gin Tonic mit Gurke und Pfeffer, wie er ihn aus London kennt, findet er zum Beispiel in der R&Bar (gesprochen: Rundbar) in der Lindengasse 1 in Wien-Neubau, in der er sich soeben eingefunden hat.

Treffpunkt Wien: Von runden Bars und schiefen Stücken

Dass er bei Restaurantleiterin Magdalena Eisel-Eiselsberg nun doch einen Kaffee bestellt, liegt einzig an der Uhrzeit: Es ist 11 Uhr Vormittag. Später konnte Alexander Jagsch aber nicht, anschließend muss er ins Theater.

Wird schon schief gehen.

So heißt das Stück, das am Donnerstag im Metropol Premiere feierte und dessen Vorlage  – wie könnte es anders sein – aus London kommt. Es geht um eine Laientheatergruppe, die eine Krimikomödie aufführen möchte. „Und dabei geht schief, was nur schiefgehen kann.“ Das Bild fällt herunter, die Tür hängt sich aus, Menschen treten zur falschen Zeit auf.

Stück im Stück

„Ich liebe so Stück-im-Stück-Produktionen. Wenn das Publikum ein bisschen hinter die Kulissen blicken darf. Und sieht, dass der Beruf nicht immer so super ist, wie viele denken. Es ist in Wahrheit ja knochenharte Arbeit.“ Ein ähnlicher Trugschluss wie in der Gastronomie: Weil die Menschen an diesen Orten Spaß haben, nehmen sie an, dass auch die Arbeit immer spaßig sein muss.

Apropos Verbindung von Schauspiel und Gastronomie: Das passt auch zur  R&Bar. Denn Inhaber des Gastronomiebetriebs ist Thomas Kienast, jener österreichische Kameramann, der vergangenes Jahr für seinen Film „3 Tage in Quiberon“ mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde.

Vor vier Jahren hat er mit Lisa Scheid das Lokal im 50er-Jahre-Stil eröffnet, mit würfeliger Lampe, bunt verschachtelter Glaswand und Vintage-Stühlen. Anfangs war es vor allem eine Bar, zu essen gab es nur Kleinigkeiten. Mittlerweile kann sich die Speisekarte sehen lassen: Es gibt Burger, Tapas und Steaks, Kuchen und Kaffee.

Treffpunkt Wien: Von runden Bars und schiefen Stücken

Aber zurück zum Schauspiel: Wieso hat Alexander Jagsch erkannt, dass es der richtige Beruf für ihn ist?  „Das habe ich eigentlich gar nicht“, sagt er und muss lachen. „Aber für meine Mitschüler war es klar. Ich war so der typische Kasperl, zu dem die anderen sagen: Du musst unbedingt Schauspieler werden, du bist so lustig. Und ich habe wirklich immer Leute unterhalten. Mit drei Jahren habe ich angeblich zu meiner Mutter gesagt: ,Ja, Mama, so ist das Leben.’“

Was zählt

Also bewarb er sich nach der Schule am Volkstheater – und wurde genommen. 

Leicht war es seitdem nicht immer. „Man beginnt ja jede Produktion von vorne, wieder von null, ist total aufgeregt. Erst langsam komme ich an den Punkt, an dem ich erkenne: Jetzt bin ich’s, jetzt stimmt’s. Ich merke, dass ich besser werde, wenn ich mehr bei mir bin. Dass dieses Schielen auf Kritiken oder Premieren nichts bringt, weil das Spannende oft im Kleinen steckt, im Zwischenmenschlichen.“ 

Und: dass der Beruf nur ein Teil des Lebens ist und nicht umgekehrt. Was man von älteren Kollegen und Freunden lernen kann, ist, wie relativ Erfolg ist und, dass man eh nichts mitnehmen kann, wenn es mal soweit ist. Dass man das Hier und Jetzt genießen, sich auch Auszeiten gönnen sollte.“

Am besten in London.

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