Verstörend: Trainsurfer am helllichten Tag auf U4-Waggon in Wien

Der Slogan "Wien ist anders“ an der Autobahneinfahrt zur Bundeshauptstadt ist längst verschwunden, doch am späten Nachmittag des vergangenen Samstags schoss er zwei Ärzten auf der Fahrt in der Wieneinfahrt wieder spontan in den Sinn, berichteten diese dem KURIER. Am Schlag seien die beiden auf der Rechten Wienzeile fahrenden Mediziner nach einem anstrengenden Kongresstag wieder hellwach gewesen.
Mit Entsetzen beobachteten sie, dass auf einer Garnitur der U4, direkt neben ihnen, drei junge Männer einen wahnwitzigen Surfversuch unternahmen.
"Es wirkte irgendwie obszön. Während einer bereits aufgestanden war und gerade sein Gesicht vermummte, kauerten seine beiden Kameraden vor ihm noch am Waggondach“, schildert einer der beiden Zeugen das verstörende Erlebnis im Bereich der U-Bahnstation Ober St. Veit in Wien-Hietzing.
Adrenalinjunkies fotografiert
Der Mediziner zückte kurzerhand sein Handy und fotografierte das unverantwortliche Treiben. Die Bilder stellte er dem KURIER zur Verfügung. Die Fotos zeigen, dass es sich bei den offensichtlichen "Adrenalinjunkies“ nicht mehr um Jugendliche handeln dürfte. "Ich schätze, dass die jungen Männer Mitte 20 waren“, so der Zeuge gegenüber dem KURIER.
Die Mediziner waren außerdem überrascht, dass sich die Aktion noch am helllichten Tag abgespielt hat. Die jungen Männer hätten das Risiko mit ihrer gesundheitsbedrohlichen und lebensverachtenden Aktion öffentlich aufzufallen, und vielleicht sogar von Kameras abgelichtet zu werden, bewusst in Kauf genommen. Er habe die Fotos genau um 18.01 Uhr geschossen, erzählt der Zeuge.

Halsbrecherische Aktion am Samstagnachmittag auf U4-Waggon.
Bei genauer Betrachtung der Bilder zeigt sich auch, dass die zwei noch am Waggon-Dach kauernden Männer jeweils ihr Handy in der linken Hand parat hielten. Die Absicht der Trainsurfer, Filmmaterial für diverse Postings auf Social-Media-Kanälen zu sammeln, ist bekannt.
Tödliches Unglück im Vorjahr
Auch die beiden Jugendlichen, 17 und 18 Jahre, die Ende Oktober des Vorjahres bei der U-Bahnstation Schönbrunn bei ihrer Surfaktion tödlich verunglückten, verfolgten dasselbe Ziel. Damals war eine vierköpfige Gruppe aus Tschechien auf die Waggon-Dächer gesprungen. Beim Surfen waren die Burschen gegen eine Brücke geknallt. Zwei Kameraden, 13 und 16 Jahre alt, waren nicht oder nur leicht verletzt worden.
Prävention in Schulen
Aufgrund schwerer, oft auch tödlicher Unfälle, die bei Mutproben auf Dächern von Eisenbahn- und U-Bahn-Waggons passieren, starteten die ÖBB und die Wiener Linien im heurigen Frühjahr auch Aufklärungsveranstaltungen in Schulen. Basis dafür ist auch eine Studie von Unfallchirurgen, die eine extrem hohe Amputationsrate bei den Verletzten nach Surfunfällen belegt.
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