Der heute 24-Jährige war sich schon damals, als der KURIER seinen Vater Josef in dessen Reich besuchte, sicher, dass er den Familienbetrieb auf jeden Fall weiterführen will. „Wenn er groß ist“, sagte er damals, nicht ahnend, dass dies schon mit 19 sein wird. „Schicksalsbedingt“ musste Paul Popp den Betrieb übernehmen – und wurde so zum Kaiser in einem der charmantesten Fleckchen, die der Wurstelprater zu bieten hat.
Tradition
Alles begann 1887. „Mein Ururgroßvater, ein Markthändler, kam auf die Idee, Erlebnisfahrten mit seiner Pferdekutsche durch den Prater anzubieten. Später kam das Ponykarussell und weitere große und kleine Attraktionen“, erzählt Popp und deutet auf die Bergbahn, eine von sieben Attraktionen, die er heute betreibt.
„Sie zählt zu den ältesten Hochschaubahnen in ganz Österreich“, erklärt er. Viele Interessierte würden kommen und fragen, ob sie fahren dürfen. „Wir müssen sie damit vertrösten, dass sie leider dadurch, dass alles handgemacht ist, für Erwachsenengewicht natürlich nicht geeignet ist.“ Das zeigt ihm eines: „Die Leute sehen die Liebe in unseren Attraktionen, die Tradition. Bei uns ist vieles gleich geblieben.“
Diese Liebe ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, sagt Popp und zeigt auf das hinter seinen Attraktionen stehende Familienhaus. Darin wohnt der junge Mann, der vor zwei Jahren jüngstes Vorstandsmitglied des Wiener Praterverbandes und Teil der Geschäftsführung wurde, immer noch. „Ich habe hier schon mit acht Tickets verkauft. In meiner Familie haben alle sehr früh zu arbeiten begonnen. Denn im Prater war schon immer extrem viel los.“ Und nicht immer war es lustig. „Es kam vor, dass ich mitten in der Nacht mit dem Baseballschläger vors Haus gelaufen bin, um die Vandalen abzuschrecken“, gesteht er mit einem breiten Grinsen.
Stolz
Dennoch hat er es nie bereut, in die Fußstapfen seines Vaters getreten zu sein. „Natürlich trägt man viel Verantwortung und muss sich um viele Sachen kümmern. Es überwiegt aber die Liebe zum Job, die ich über die Jahre entwickelt habe. Leute glücklich zu machen – das brachte mich dazu, weiterzumachen“, sagt Popp und betont den gewachsenen Zusammenhalt unter den 88 Betreibern. „Heute ziehen wir alle an einem Strang. Das war nicht immer so“, so der Jungunternehmer, der es nebenbei sogar schafft, nach einem Bachelorabschluss seinen Master in Management zu machen. Dazu verholfen habe ihm die Erfahrung aus dem Familienbetrieb, dessen Bedeutung für den Prater nun auch gewürdigt wird.
Ende März wird der „Praterweg 11“ offiziell in „Wilhelm-Popp-Weg“ umbenannt. Stolz schaut der Enkelsohn auf das bereits stehende Straßenschild mit dem Namen seines Großvaters und schwärmt von dessen Einsatz für den Wiederaufbau und die Entwicklung des Praters. Dieser habe ihm sogar das Goldene Verdienstzeichen der Republik gebracht. „Das ist für uns mehr als nur eine Adresse. Es ist eine Anerkennung“, stellt Popp junior fest.
Viel Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen, hat er nicht. Denn pünktlich zur feierlichen Umbenennung will Popp neue Akzente setzen. Die ebenfalls am Familiengrundstück stehende „The Popp Cocktailbar“ soll dann im neuen Glanz erscheinen. Im April folgt die Eröffnung des „Ugis Popp-Up“ – ein innovatives Gastrokonzept, das die Prater-Tradition mit modernen Foodtrends einen soll. Denn: „Auch der Prater muss mit der Zeit gehen“, sagt Paul Popp schmunzelnd.
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