Tote bei Straßenbahn-Station: "Keiner hat uns geholfen"

Danijel Filipovic wollte der Frau bei dieser Station helfen
Rettungseinsatz in Wien-Simmering. Duo wollte Frau bei Straßenbahn-Station reanimieren.

Diesen Tag wird Danijel Filipovic nicht so schnell vergessen. Der 30-Jährige zeigte Mittwochfrüh in Simmering Zivilcourage, während andere Zeugen einfach nur zuschauten oder weitergingen.

Der Wiener war gegen 6.50 Uhr gerade auf dem Weg zur Arbeit und stieg in der Geiselbergstraße bei einer Station aus der Straßenbahn. "Dort ist mir dann eine Dame aufgefallen, die zusammengekauert in der Ecke saß", erzählt der 30-Jährige. Eine weitere Zeugin, die sich als eine Sanitäterin ausgab und ebenfalls auf die Dame aufmerksam wurde, versuchte diese wach zu rütteln. "Doch es kam keine Reaktion. Die Sanitäterin hat dann geschaut, ob die Frau einen Puls hat. Sie spürte aber keinen", erzählt Filipovic. Das Duo reagierte vorbildlich und alarmierte die Einsatzkräfte. "Ich habe die Dame dann hochgehoben, richtig hingelegt und sofort die Rettung gerufen", erzählt er.

"Bitte helft uns"

Der 30-Jährige versuchte zusammen mit der Sanitäterin, die Frau wiederzubeleben. "Wir haben weitergemacht bis die Rettung eingetroffen ist." Doch auch die Sanitäter der Berufsrettung Wien konnten nur noch den Tod der Frau feststellen.

Laut Polizei dürfte es sich um eine 65-jährige Serbin handeln, die keinen Wohnsitz in Österreich besaß. Fremdverschulden wird von den Ermittlern ausgeschlossen.

Für Ersthelfer Danijel Filipovic ein prägendes Erlebnis – vor allem weil sonst niemand anderer helfen wollte. "Die Sanitäterin hat sogar noch geschrien: ,Bitte helft uns’. Doch niemand hat reagiert. Das ist eigentlich ein Wahnsinn", schildert er. Andere Passanten und Fahrgäste schlenderten seelenruhig weiter. Erst als das couragierte Duo mit der Reanimation und Erste Hilfe begonnen hatte, sollen die Zeugen reagiert haben.

Laut Exekutive dürfte das Opfer nicht lange dort gelegen sein. Der Wiener meint trotzdem: "Sie hat sich schon kalt und steif angefühlt. Man muss sich nur vorstellen, dass vielleicht schon vorher andere Straßenbahnen stehen geblieben sind und die Leute einfach an ihr vorbeigegangen sind", sagt er kopfschüttelnd.

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